127. wineBANKer’s Table mit Weingut Speicher-Schuth

Weingut Speicher-Schuth beim wineBANKer´sTable in Hattenheim

Das Weingut Speicher-Schuth war zu Gast beim 127. wineBANKer´s Table in Hattenheim und bescherte den Gästen der wineBANK einen interessanten und genussvollen Abend.

Winzermeister Ralf Schuth ist kein VDP-Winzer. Und er scheint die Freiheiten, die ihm dies gibt, zu genießen.

Die Verkostung begann mit einem Einstiegs-Riesling, führte weiter über einen Lagen-Riesling und einen eleganten Blanc de Noir bis hin zu einer edelsüßen Riesling-Auslese. Danach folgte ein Chardonnay Reserve 2022 und zum Abschluss ein kraftvoller Pinot Noir aus dem Barrique. Also fünf trockene Weine und zwischendurch ein edelsüßer Wein.

Ralf Schuth ist ein innovationsfreudiger Winzer, der gerne auch mal abseits eingeübter Wege unterwegs ist, um neue Geschmackserlebnisse zu generieren.

Grundsätzlich ist er der Meinung, dass der Rheingauer Riesling Frucht mitbringen muss – als Gegenspieler zur lebendigen Säure.

Allzu trocken sollte ein Rheingauer Riesling aus seiner Sicht also nicht sein. Demzufolge sind seine trockenen Rieslinge eher am oberen Limit mit 9 bis 10 Gramm Restzucker pro Liter.

Weiterhin erfahren wir vom Dilemma der Filtration. Je feiner die Filtration, desto mehr Trubstoffe werden entzogen. Gleichzeitig werden aber auch Geschmacksträger entzogen.

Je gröber die Filtration, desto mehr von Beidem bleibt enthalten. Deshalb ist das Vorgehen hierbei immer vom Stil des Winzers, aber auch von der Arbeit im Weinberg und im Weinkeller abhängig.

Der 2022-er Chardonnay Reserve vom Weingut Speicher-Schuth ist übrigens unfiltriert, der Wein ist lediglich abgezogen. Hierbei gibt man dem Wein die Zeit, bis sich die Feststoffe abgesetzt haben und zieht dann den Wein oberhalb der Feststoffe ab. Dies wird einige Male wiederholt und ist ein etwas schonenderes Verfahren als die übliche Filtration.

Fazit:

Mir persönlich haben die Weine vom Weingut Speicher-Schuth durchweg gefallen. Mir hat gefallen, dass Ralf Schuth bewusst neue Verfahren ausprobiert. Mir hat gefallen, was ich im Glas geschmeckt habe. Und Ralf Schuth hat auf interessante Art den Gästen der wineBANK die technischen Finessen der Weinherstellung nahegebracht. Wieder ein schöner Abend in der wineBANK Hattenheim.

Mein Wein des Monats Juni 2025

Lorch hat viele Vorzüge

Mein Wein des Monats Juni 2025 kommt aus Lorcher Lagen. Ich hatte mich bereits in früheren Beiträgen als Lorch-Sympathisant zu erkennen gegeben. Seien es nun die

Das Traubenwerk

So führten uns die Wanderungen, ausgehend von Lorch in Richtung des Camping-Platzes Suleika regelmäßig am Traubenwerk von Endre Kása vorbei.

Endre Kása ist hauptberuflich Außenbetriebsleiter für das VDP.Weingut August Kesseler in Rüdesheim, betreibt aber seit rund 15 Jahren daneben mit viel Herzblut sein eigenes, kleines Weingut in Lorch – eben das Traubenwerk.

Aufgefallen ist uns das Weingut, weil wir auf einer unserer Wanderungen daran vorbeikamen und das Tor einladend offen stand. Was uns weiter auffiel, war die sehr freundliche Art des Ehepaares Kása. Und immer wieder gefielen uns die Weine, ob vom Quarzitboden oder vom Schiefer oder nun mit Lagenbezeichnung.

Das Traubenwerk bewirtschaftet Weinberge in zwei klassischen Lorcher Lagen:

Mein Wein des Monats Juni 2025

Mein Wein des Monats Juni 2025 ist der Lorcher Kapellenberg 2024 Riesling feinherb aus dem Traubenwerk in Lorch.

Was bedeutet „feinherb“? Nun ja, es bedeutet, dass der nicht trocken ist. Je nach Weinbauregion oder Winzer kann das sehr unterschiedlich sein. Deshalb machen wir es mal konkret:

Der Lorcher Kapellenberg 2024 Riesling feinherb hat 13,1 g/l Restzucker und 8,1 g/l Säure.

Ich persönlich würde ihn als Classic-Wein bezeichnen – also einen Wein, der mehr Süße als ein trockener Wein hat, jedoch ein stabiles Säuregerüst mitbringt, das für Frische, Struktur und Balance sorgt.

Solche Weine gefallen mir zunehmend besser: Sie wirken oft etwas fruchtbetonter, verlieren dabei aber nicht an Spannung – im Gegenteil, sie gewinnen an Trinkfreude.

Genussprotokoll des Lorcher Kapellenberg 2024 Riesling feinherb

Die Farbe

Im Glas zeigt sich ein leuchtendes Strohgelb, am Glas zeigen sich feine Kirchenfenster, die auf eine schöne Viskosität hindeuten.

Der Duft

Der erste Eindruck: Trockenobst und Mirabelle. Dann folgen Orangenzesten, ein Hauch Pampelmuse – und ganz zart im Hintergrund eine feine Note von Nelke. Elegant, vielschichtig und einladend.

Der Geschmack

Am Gaumen zeigt sich der Wein mit reifer Frucht: Pfirsich, Apfel und – wie schon in der Nase – Pampelmuse. Die Säure ist präsent, aber harmonisch eingebunden. Sie verleiht dem Wein Struktur und Frische.

Fazit:

Der Lorcher Kapellenberg 2024 Riesling feinherb vom Traubenwerk ist ein charaktervoller, gleichzeitig zugänglicher Wein, der sich perfekt für einen entspannten Sommerabend eignet. Ob solo auf der Terrasse oder zu leichten Gerichten – er macht einfach Freude.

VDP.Weingut Horst Sauer beim 126. wineBANKers Table in Hattenheim

Zu Gast beim 126. wineBANKers Table am 26.05.2025 in Hattenheim war das VDP.Weingut Horst Sauer aus Escherndorf in Franken. Durch den Abend führte uns Sandra Sauer, die mit Ihrem Vater das Weingut nun in der fünften Generation leitet.

Das VDP.Weingut Horst Sauer

Das VDP.Weingut Horst Sauer hat Weinberge sowohl in der Großen Lage „Am Lumpen 1655“ sowie in den als Erste Lage klassifizierten „Escherndorfer Lump“ und „Escherndorfer Fürstenberg“.

Sandra Sauer erklärt, dass der Name „Lump“ nichts mit schlechten Menschen zu tun habe, sondern dass der sehr steile Hang (bis zu 75%) nach schweren Regengüssen, wenn Erde abging und die Wurzeln aus dem Boden ragten, wie ein zerfetzter Lumpen aussah. Man muss dazu wissen, dass im 17-ten Jahrhundert die Lage weniger als 1 ha groß war. Die heutige Größe wurde durch Zuschlag der drei Lagen Bergsteig, Katzensteig und Oelgrube im Jahre 1912 sowie weitere Veränderungen bei der Flurbereinigung 1970 erreicht.(Q)

Die VDP.GROSSE LAGE® AM LUMPEN 1655 wurde im Jahr 1655 erstmals in einer Güter- und Satzungs-Beschreibung erwähnt — und ist das Filetstück der Einzellage Escherndorfer Lump. Der nach Süden ausgerichtete skischanzen-steile Hang mit 60 Prozent Neigung liegt geschützt innerhalb des sich zum hier recht breiten Maintal öffnenden Amphitheaters des Lumps. Dieses schützt die Lage im Winter vor kalten Nordwinden und fängt im Sommer Wärme und Licht ein. Der Main bildet dabei zusätzlich einen Spiegel, der noch mehr Licht in die Weinberge schickt. Die Böden bestehen vorwiegend aus Muschelkalk. Im Spätherbst können der langsam fließende Fluss und die tiefgründigen, Wasser speichernden Böden für hohe Luftfeuchtigkeit und damit für willkommene Botrytis an den für edelsüße Prädikate vorgesehenen Trauben sorgen.(Q)

Eben solch einen edelsüßen Wein präsentierte uns Sandra Sauer zum Abschluss der Verkostung. Doch der Reihe nach.

Es geht schon gut los

Der erste Wein, den uns Sandra Sauer präsentierte, war ein 2024 Escherndorfer Silvaner, trocken VDP.Ortswein. Gewachsen in Ersten Escherndorfer Lagen. 2024 war ein kühleres Jahr, in Duft und Geschmack findet man grünen Apfel und Ananas. Der Muschelkalk der Lagen gibt eine deutliche Mineralik, die die feine Säure im Geschmack unterstützt, aber nicht verstärkt. Nach diesem Wein war ich zum ersten Mal an diesem Abend in Versuchung, Silvaner dem Riesling vorzuziehen.

Der zweite Wein war ein 2024 Escherndorf Fürstenberg Blauer Silvaner trocken VDP.Erste Lage, etwas filigraner im Stil mit mehr Säure als der Vorgänger. Der Wein hatte etwa 30 Stunden Standzeit auf der Maische, so dass er eine feine rosa Färbung aufwies. Sandra Sauer meinte, sie bedauere etwas, dass sich die Maische im Verlaufe der Standzeit zwar zunächst rot färbt, aber zum Ende der Gärung sich der meiste Farbanteil in der Hefe, nicht aber im Wein befinde.

Zwei Kracher

Was nun folgte, waren die Großen Gewächse, ein

  • 2022 Am Lumpen 1655 Silvaner Großes Gewächs trocken sowie ein
  • 2022 Am Lumpen 1655 Riesling Großes Gewächs trocken.

Beide Weine sind preisgekrönt, der Riesling hat beim 2024-er Vinum Riesling Champion Gold geholt. Ein fränkisches VDP.Weingut, das Gold bei einem Riesling-Wettbewerb holt. Übrigens holte das VDP.Weingut Horst Sauer bei der selben Gelegenheit mit zwei weiteren Riesling-Weinen nochmals Gold, also 3-mal Gold für ein Fränkisches Weingut bei einem Riesling-Wettbewerb.

Und wieder denke ich mir: Der Silvaner von diesem VDP.Weingut ist aber auch echt gut.

Der Abschluss

Als fünfter Wein wurde der im 2023 „Sehnsucht“ Silvaner VDP.Gutswein ausgeschenkt. Dieser wurde zu 30% im 500-l-Holzfass ausgebaut. Laut Sandra Sauer wird für diese Holzfässer Holz der Spessart-Eiche verwendet. Diese gäbe weniger Vanille-Noten als eher Noten von grüner Pfefferschote. Und natürlich hat auch dieser Wein eine Auszeichnung eingeheimst.

Wein Nr. 6 war die eingangs erwähnte 2023 Escherndorfer Lumpen Silvaner Beerenauslese. Für diese Weine kann die Lage vollständig ihre Stärken ausspielen, ich zitiere: „Im Spätherbst können der langsam fließende Fluss und die tiefgründigen, Wasser speichernden Böden für hohe Luftfeuchtigkeit und damit für willkommene Botrytis an den für edelsüße Prädikate vorgesehenen Trauben sorgen.“(Q)

Der Wein ist jung und jetzt schon Klasse. Kann aber ohne Weiteres noch 10 Jahre Zeit bekommen, um weiter zu reifen.

Fazit:

Für mich eine hochinteressante Erfahrung, dass ich von einem fränkischen VDP.Weingut so stark in Versuchung geführt wurde, meine Rieslingvorliebe in Frage zu stellen.

Nun will ich es nicht verallgemeinern. Es ist schlicht so: Das VDP.Weingut Horst Sauer ist ein erstklassiges Weingut. In Kombination mit dieser klimatisch vorteilhaften Lage, mit diesem Muschelkalkboden wird von diesem erstklassigen Weingut Wein gemacht, der jedes Jahr Preise gewinnt. Und zufällig trifft es meinen Geschmack. So einfach ist das.

Herzlichst, Ihr

Rolf Koch

Mein Wein des Monats Mai 2025

Vorgeschichte

Eines meiner Lieblingsweinlokale ist schon seit mittlerweile Jahrzehnten die Weinstube des Wein- und Sektgutes F.B. Schönleber in Mittelheim. Die Kartoffelpuffer der Chefin waren sensationell, was insbesondere für meine Tochter wichtig war, die damals gerne Kartoffelpuffer mit Lachs aß. Meine Lieblingsbeilage waren die kross gebratenen Bratkartoffeln, die es zu dem legendären „Dragonerspieß“ gab.

Mittlerweile ist „Die Wirtschaft“ von Florian Kreller Betreiber der Gastronomie. Dragonerspieß gibt es nicht mehr, ich wähle jetzt regelmäßig das Flank Steak.

Was es aber weiterhin gibt, sind die Sekte und Weine des Wein- und Sektgutes F.B. Schönleber. Ebenfalls seit Jahrzehnten gehören sie zu meinen Favoriten. Einer von diesen ist mein Wein des Monats Mai 2025.

Lage, Lage, Lage?

Ich erinnere mich an einen Besuch im Weinlokal vor etwas mehr als 5 Jahren, als uns Ralf Schönleber einen 2017-er Winkeler Jesuitengarten GG zum Probieren gab. Fantastisch!

Aber es muss gar kein Großes Gewächs sein. Es ist schön, dass es Erste Lagen, Große Lagen und Erste Gewächse und Große Gewächse gibt, aber für den „normalen“ Hausgebrauch ist ein Gutswein oder Ortswein regelmäßig eine vortreffliche Wahl. Schon beim Gutswein zeigt sich „die unverwechselbare Handschrift des Weinguts“ (Q), der Ortswein ist bereits eine Klasse über dem Gutswein.

Mein Wein des Monats Mai 2025

Mein Wein des Monats Mai 2025 ist der 2024 Franz Bernhard Riesling trocken VDP.Ortswein.

Das Genussprotokoll zum Wein des Monats Mai 2025

Die Farbe

Der 2024 Franz Bernhard Riesling trocken VDP.Ortswein ist Riesling-typisch von heller strohgelber Farbe.

Der Duft

Im Duft findet man Ananas, Weinbergspfirsich, Erdbeere, Spuren von Anis und reifen Apfel. Hinzu kommt eine leichte kräutrige Note.

Der Geschmack

Im Geschmack dominieren die Anteile reifer Früchte wie Apfel, Pfirsich, Erdbeere und auch Kirsche. Sie geben dem Wein eine fruchtige Süße, die mit der angenehmen Säure in einem ausbalancierten Verhältnis steht.

Im Nachhall verklingt die Säure schneller als die Süße. Was bleibt, ist die Süße reifer Früchte.

Fazit:

Der 2024 Franz Bernhard Riesling trocken VDP.Ortswein ist trotz seiner Jugend bereits ein facettenreicher Wein, der zu gefallen weiß.

125. wineBANKers Table mit VDP.Weingut Josef Milz

Die Mosel gilt als älteste Weinbauregion Deutschlands. Bekannt ist sie insbesondere für ihre eher feinfruchtig ausgebauten Rieslinge. Etwas mehr als 60% der Rebfläche, nämlich 5.330 Hektar, sind mit Riesling-Reben bestockt.

Zu Gast beim 125. wineBANKers Table war das VDP.Weingut Josef Milz aus Trittenheim an der Mosel. Das VDP.Weingut Josef Milz kann auf eine über 500-jährige Geschichte zurückblicken.

Das Anbaugebiet Mosel beeindruckt durch seine Steillagen, die deutlich über 30 Grad Hanglage hinausgehen können. Und so befinden sich die Weinberge des Weingutes Milz überwiegend in solchen Steillagen. Das Weingut Milz baut zu über 90% Riesling an. Über 80% der Weine werden trocken ausgebaut, wie uns Sebastian Schmidtke, der Geschäftsführer des Weingutes, erzählte.

Gleichwohl waren drei der beim 125. wineBANKERs Table präsentierten fünf Weine aus dem feinherben bis fruchtigen Bereich, als da wären:

  • der 2024-er Trittenheimer Riesling Kabinett feinherb, VDP.ORTSWEIN,
  • der 2013-er Trittenheimer Riesling Kabinett, VDP.ORTSWEIN mit angabegemäß etwa 42 Gramm Restzucker/Liter und
  • der 2002 Leiterchen Riesling Auslese, VDP.GROSSE LAGE mit etwas über 90 Gramm RZ/l.

Andernfalls wären wohl die Erwartungen des überwiegend Rheingauer Publikums enttäuscht worden, wenn von der Mosel nicht auch fruchtigere Weine dargeboten würden.

Mit den beiden letztgenanten Weinen wurde die Positionierung des Weingutes als „Spezialist für gereifte Weine“ herausgestellt.

Die trockenen Vertreter der Weinpräsentation waren

  • der 2024-er 180° Riesling trocken, VDP.GUTSWEIN, der hauptsächlich aus der Lage Trittenheimer Apotheke stammt (Bei Trittenheim vollführt die Mosel eine 180°-Wende), sowie
  • das 2021 Felsenkopf Riesling GG trocken aus einer der kleinsten Großen Lagen in Deutschland.

Für mich ist immer spannend zu sehen, wie andere renommierte Riesling-Anbaugebiete ihren Riesling ausbauen, also interpretieren. Insbesondere dann, wenn sie deutlich unterschiedliche Wein-Charaktere anbieten.

Fazit: Der 125. wineBANKERs Table war wieder ein vergnüglicher Abend mit interessanten Einblicken in die Welt des VDP.

Mein Wein des Monats April 2025

Rheingauer Schlemmerwochen 2025

Meinen Wein des Monats April 2025 habe ich im Rahmen der Rheingauer Schlemmerwochen kennengelernt. Die Rheingauer Schlemmerwochen finden regelmäßig Ende April von Freitag bis übernächsten Sonntag statt, in diesem Jahr vom 25. April bis zum 4. Mai 2025.

Während dieser zehn Tage öffnen über 100 Winzer, Straußwirtschaften und Restaurants im gesamten Rheingau ihre Türen. Besucher können den neuen Weinjahrgang verkosten, regionale Spezialitäten genießen und an vielfältigen Veranstaltungen teilnehmen – von Weinwanderungen über Live-Musik bis hin zu kulinarischen Events (Programm).

Was nun geschah

Im Rahmen der Rheingauer Schlemmerwochen lud das Weingut Künstler zu einer Frühjahrsverkostung. Auf der Suche nach qualitativ hochwertigen Weinen zum Weingut Künstler zu gehen, ist immer eine gute Idee. Und diese Idee wird noch interessanter, weil Gunter Künstler regelmäßig auch anderen Winzern im Rahmen der Frühjahrsverkostung eine Gelegenheit zur Präsentation ihrer Weine gibt.

Und nachdem ich in meinen früheren Blog-Beiträgen so viel von PIWI-Weinen erzählt habe (hier, hier und hier), fand ich es nun extrem spannend, im Rahmen der Frühjahrsverkostung auf ein Weingut zu stoßen, das einen Wein aus sehr alten Weinlagen mit teilweise wurzelechten Reben im Angebot hatte. Also in gewisser Weise auf der anderen Seite des Widerstand-Spektrums. Würde mein Wein des Monats April 2025 gegebenenfalls einer aus Trauben von wurzelechten Reben sein?

Kleiner Exkurs zu Reblaus und wurzelechten Reben

Fast 100% des heutigen Rebbestandes in Deutschland fußt auf reblausresistenten Unterlagen, d.h. die Wurzel des Stocks stammt in der Regel von einer reblausresistenten amerikanischen Wildart. In diesem Fall ist die Rebe also nicht wurzelecht.

Kurz zur Erläuterung: Die Reblaus wurde im 19. Jahrhundert in Europa eingeschleppt und hatte verheerende Folgen für die Weinwirtschaft. Insbesondere schädigt diese das Wurzelwerk der Reben, das sie quasi aussaugt. Lange war keine Gegenmaßnahme wirklich erfolgreich im Kampf gegen die Reblaus. Letztlich half man sich damit, dass man europäische Edelreben auf Wurzeln amerikanischer Wildreben pfropfte. Diese hatten im Laufe der Evolution gelernt, mit der Reblaus klarzukommen.

Ganz selten gibt es noch ungepfropfte, wurzelechte Reben.

Die Frage, die sich sofort stellt: Wie können diese wurzelechten Reben überleben, wenn doch die Reblaus solch ein Riesenproblem ist?

Die Reblaus hat gewisse Vorlieben, was ihr Habitat betrifft. Die Reblaus nistet sich insbesondere im Wurzelwerk ein. Nun gibt es aber Böden, die der Reblaus so garnicht behagen. Sandigen Untergrund mag sie nicht. Schiefer auch nicht. Lehmböden mag sie.

Insofern kann es gelingen, auf besonders sandigen Böden oder auf Schiefer wurzelechte Reben zu ziehen, die hinreichend gesund sind, um genügend Ertrag zu liefern. Und oft sind dies Reben aus ganz alten Weinbergen, die sich ersichtlich gegen die Reblaus durchgesetzt haben.

Schmeckt der Wein aus wurzelechten Reben besser?

Es gibt immer wieder Diskussionen darüber, ob wurzelechte Reben einen besseren Wein ergeben als die gepfropften Reben. Kann das sein oder ist das Wunschdenken?

Als interessierter Laie habe ich dazu eine klare Meinung: Kann sein, ja!

Denn:

  1. Zum Einen handelt es sich bei wurzelechten Reben oft um sehr alte Reben. Diese ergeben ja per se bereits einen geringen aber tendenziell gehaltvolleren Ertrag im Vergleich zu jüngeren Reben.

    Das ist natürlich ein falsches Argument, denn auch sehr alte gepfropfte Reben ergeben tendenziell gehaltvollere Weine.
  2. Nun gut, wie sähe es aus, wenn die Reben gleich alt wären? Dann wären die wurzelechten Reben meines Erachtens im Vorteil. Denn sie haben nicht diese „Narbe“, die Pfropfstelle, und werden insofern besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Dies wird insbesondere dann wichtig, wenn wetterbedingt die Wasserversorgung sowieso knapper wird.

    Dieses Argument klingt deutlich besser, ist aber auch nicht ganz vollständig. Denn ob diese wurzelechten Reben gesund sind, hängt wiederum stark davon ab, in welchem Umfeld (Boden, Mikroklima etc.) sie wachsen.

Mein persönliches Fazit:

Bei idealen Böden (z.B. Sand) sowie sonstigen Bedingungen (z.B. Wetter), die die Pflanze nicht zu sehr unter Stress setzen, sind wurzelechte Reben vermutlich im Vorteil gegenüber gepfropften Reben.

Bei weniger idealen Bedingungen könnte das aber ins Gegenteil kippen

Mit diesen Vorüberlegungen besuchte ich also nun die Frühjahrsverkostung. Wie ging es aus? Würde ich mich jetzt tatsächlich für diesen Wein aus (teilweise) wurzelechten Reben entscheiden?

Mein Wein des Monats April 2025

Mein Wein des Monats April 2025 ist der 2022-er Riesling Alte Reben vom Weingut Markus Molitor aus Zeltingen-Rachtig an der Mosel. Die Trauben für meinen Wein des Monats April 2025 stammen aus 60 bis 80 Jahre alten Weinbergen, mit vereinzelten wurzelechten Reben. Der Wein wurde spontan vergoren, also ohne Verwendung von sogenannten Reinzuchthefen.

Ein Wein, der mich erst auf den zweiten Blick überzeugte. Aber dann vollständig.

Das muss ich etwas erklären.

Spontan vergorener Wein kann einige Überraschungen enthalten. Denn der Wein gärt mit allem, was der Weinberg so hergibt, vor sich hin. Das kann ganz besondere Noten ergeben. Und der Terroir-Gedanke geht ja auch genau in diese Richtung. Im Einzelfalle ist es aber so, dass manche der natürlicherweise vorhandenen Hefen einen etwas seltsamen Geruch verursachen, der aber idealerweise dann mit der Zeit verfliegt.

Mittlerweile bin ich so hart gesotten, dass ich mich dann nicht mehr angewidert abwende, sondern mit Kennermiene sage: „Ah, ist wohl spontan vergoren“, den Wein etwas schwenke, bis der Geruch verflogen ist und dann all die feinen anderen Sachen zum Vorschein kommen, die ich so mag.

Es soll Weinkenner geben, die den schwefeligen Geruch mancher spontan vergorener Weine schätzen. Vielleicht schätzen aber auch sie nur die Vorfreude auf das, was danach kommt.

Das Genussprotokoll

Nun zum Genussprotokoll des Wein des Monats April 2025, dem 2022-er Riesling Alte Reben vom Weingut Markus Molitor.

Die Farbe:
Der Wein ist von gelb-grüner klarer Farbe mit goldenen Reflexen.

Der Duft:
Im Duft findet man kräutrige Noten, etwas Fudge, feinen Pfirsich und Zitrusfrüchte.

Der Geschmack:
Der Wein hat eine angenehme Mineralität und eine gute Säurestruktur. Darin eingebettet gesellen sich zu Pfirsich und Zitrusfrüchten grüner Apfel und Kiwi. Und für den einen oder anderen findet sich zum Abschluss ein Hauch frischer Minze.

Fazit:
Der 2022-er Riesling Alte Reben vom Weingut Markus Molitor, ist ein Wein mit Tiefgang und Frische. Ein Wein, der mich wirklich für sich eingenommen hat. Kein Wein für jeden Abend, aber für schöne Abende.

PIWI-Weine

PIWI-Weine haben nichts mit Mathematik zu tun, auch nichts mit neuseeländischen Laufvögeln. PIWI-Weine sind eine zukunftsweisende Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels und leisten einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz.

Was sind PIWI-Weine?

Ob man es mag oder nicht, ohne einen Mindesteinsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen ist Weinbau auf hohem Qualitätsniveau nicht möglich. Die Gefahr von Mehltau (echter bzw. unechter Mehltau), Schwarzfäule etc. lauert immer. Selbst im biologischen Anbau, wo chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel tabu sind, kommen Schwefel- und Kupferpräparate zum Einsatz – mit Folgen für Boden und Umwelt.

PIWI-Weine sind Weine, die gegen eine oder mehrere Pilzkrankheiten resistent sind. Dabei ist „resistent“ nicht absolut zu verstehen – doch moderne Züchtungen bieten immer bessere Ergebnisse. Dank gezielter Selektion und genetischer Forschung konnten neue Sorten so entwickelt werden, dass sie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 90 % reduzieren.

Wie werden diese neuen Sorten entwickelt

Das ist die Sache mit den Bienchen und den Blümchen:

Pollen einer resistenten Rebe werden auf die Blüte einer anderen Rebsorte gegeben. Die daraus entstehenden Samen haben genetisches Material beider Reben. Aus diesen Samen werden dann Reben gezogen, die mehrere Tests durchlaufen, z.B. zur Resistenz, aber auch zum Wuchsverhalten sowie zu Geschmack und Aroma der Trauben. Es folgen größere Feldversuche, und wenn diese erfolgreich verlaufen, werden die neuen Sorten zur Zulassung angemeldet. Die Zulassung erfolgt in Deutschland durch das Bundessortenamt.

Was haben PIWI-Weine mit Klima- oder Umweltschutz zu tun?

Mit Klimaschutz zunächst nichts. Wohl aber als Antwort auf die Klimaveränderungen.

Klima

Die Veränderung des Klimas schafft tendenziell bessere Bedingungen für Pilzbefall. Seien dies jetzt die etwas wärmeren Temperaturen oder die zunehmende Luftfeuchtigkeit. Beides erhöht das Risiko des Pilzbefalles.

Auf die eine oder andere Art muss hier der Winzer also gegenhalten. Die eine Art wäre, dass mehr Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die andere Art wäre, dass man Rebsorten verwendet, die weniger anfällig sind.

Umweltschutz

Neben dem konventionellen Weinbau gibt es auch verschiedene Ausrichtungen biologischen Weinbaus. Hier wird auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet.

Stattdessen wird beispielsweise mit Kupfer- und Schwefelpräparaten gearbeitet. Zusätzlich werden Pflanzenstärkungsmittel ausgebracht, um die Reben widerstandsfähiger zu machen. Eine gute Laubarbeit zur besseren Durchlüftung ergänzt die Maßnahmen.

Aber auch diese Maßnahmen führen zu einer höheren Bodenbelastung (z.B. mit Kupfer). Außerdem ist dies arbeitsintensiver und führt aufgrund häufigerer Durchfahrten mit schweren Maschinen zu einer höheren Bodenverdichtung sowie zu höherer CO2-Belastung.

Insgesamt ergibt es also Sinn, wenn statt zusätzlicher Maßnahmen zur Bekämpfung des Pilzbefalles die Reben bereits aus sich heraus resistenter sind.

Schmecken PIWI-Weine?

Es gab frühere Züchtungen, die geschmacklich nicht überzeugen konnten. Aber heute verfügbare Sorten stehen den klassischen Sorten in nichts nach. Ein gutes Beispiel ist der Cabernet Jura, der in seiner Aromatik deutliche Parallelen zum Cabernet Sauvignon aufweist.

PIWI-Weine unterscheidet von anderen Weinen nichts – außer dass sie besondere Eigenschaften in Bezug auf Widerstandsfähigkeit gegen Pilzbefall haben. Da sie weniger Chemie benötigen, um gesund zu reifen, sind sie im Zweifel vielleicht sogar den Nicht-PIWIs vorzuziehen.

Wie gut sie schmecken, erlebte ich erstmals im Rahmen eines wineBANKers Table im Weingut Balthasar Ress. Sehr gefallen, neben anderen, hatte mir der dort präsentierte Sauvignac, eine Kreuzung aus Riesling, Sauvignon blanc und einer weiteren, nicht näher spezifizierten pilzwiderstandsfähigen Rebsorte. Ein Weißwein mit schönen Aromen von Apfel und Aprikose.

Welche PIWI-Sorten gibt es denn?

Die Namen mancher PIWI-Weine sind an die Namen der Elternreben angelehnt, andere sind völlig neu. Hier die zehn meistangebauten weißen und roten PIWI-Sorten in Deutschland (Quelle: Die Top 10 unter den PIWIs – Flächenentwicklung im Detail – PIWI International, Der Badische Winzer, Ausgabe Dezember 2023/ Januar 2024)

Wo stehen wir?

PIWI-Weine sind eine intelligente Antwort auf den Klimawandel und bieten zahlreiche Vorteile: Sie sind umweltfreundlicher, reduzieren den Arbeitsaufwand und senken die Kosten im Weinbau. Gleichzeitig bereichern sie die geschmackliche Vielfalt der Weinszene.

Obwohl es PIWIs schon sehr lange gibt, sind sie noch nicht weit verbreitet. Im Jahre 2020 lag der Anteil der PIWI-Anbaufläche im Rheingau nach Angaben des Weinbauamtes Eltville bei unter 0,5%. Die Bergstraße ist da mit einem Anteil von 3,54% schon deutlich weiter.

Mein Fazit:
Die PIWI-Weine haben einen langen Weg hinter sich, aber auch noch einen langen Weg vor sich.

Weinherstellung, erklärt in 5 Minuten

Weinherstellung, erklärt in 5 Minuten

Einleitung

Wein – ein Genussmittel mit Jahrtausende alter Tradition. Doch wie genau entsteht eigentlich Rotwein oder Weißwein? Falls Sie sich das schon immer gefragt haben, sind Sie hier genau richtig. In nur fünf Minuten erfahren Sie das Grundlegende zur Weinherstellung. Damit sind Sie bereits für leicht gehobene Party-Gespräche zur Weinherstellung gerüstet.

Die Grundlagen der Weinherstellung

Die Herstellung von Wein ist ein faszinierender Prozess, von der Lese der Trauben bis zur Abfüllung und genau genommen auch darüber hinaus. Dabei gibt es ein paar wesentliche Unterschiede zwischen Rot- und Weißwein. Hier ist der schnelle Überblick:

  • Rotwein: Wird aus dunklen Trauben gewonnen, die mit Schale und Kernen vergoren werden.
  • Weißwein: Stammt regelmäßig von weißen Trauben (Ausnahme: Blanc de Noir), der Saft wird direkt nach dem Pressen von Schalen und Kernen getrennt.

1. Die Weinlese – Der perfekte Zeitpunkt zählt

Die Qualität eines Weins beginnt im Weinberg. Die Trauben werden zum optimalen Reifezeitpunkt geerntet, entweder per Hand oder maschinell. Dabei spielen Zucker- und Säuregehalt eine entscheidende Rolle. Eine späte Lese kann beispielsweise zu höherem Zuckergehalt und damit zu einem höheren Alkoholgehalt führen.

Weinherstellung, erklärt in 5 Minuten

2. Pressen und Maischegärung – Die großen Unterschiede

Die Verfahren bei der Weinherstellung kann man ganz grob wie folgt unterscheiden:

  • Rotwein:
    Die geernteten Trauben werden gepresst, sodass die Maische (Saft, Schalen, Kerne) entsteht. Die alkoholische Gärung erfolgt direkt auf der Maische, meist in offenen Gärbehältern aus Edelstahl, Holz oder Beton.

    Durch die aufsteigende Kohlensäure steigt der sogenannte Tresterhut (die festen Bestandteile der Maische) an die Oberfläche und muss regelmäßig untergestoßen werden, um eine optimale Extraktion zu gewährleisten.

    Nach der gewünschten Extraktion wird die Maische abgepresst, und der Jungwein kommt zur weiteren Reifung in Fässer oder Tanks.

  • Weißwein: Die Trauben werden direkt nach der Lese gepresst, und nur der Saft wird vergoren, um die helle Farbe zu erhalten.

3. Die Gärung – Hefe macht den Alkohol

Hier kommt die Magie ins Spiel: Die zugesetzte oder natürliche Hefe wandelt den Zucker in Alkohol um. Dies kann in Edelstahltanks oder Holzfässern oder offenen Gärbottichen geschehen und dauert zwischen wenigen Tagen und mehreren Wochen. Während der Gärung entstehen neben Alkohol auch Kohlensäure und zahlreiche Aromastoffe.

4. Malolaktische Gärung – Bakterien reduzieren die Säure

Eine besondere Rolle spielt die malolaktische Gärung, ein biologischer Säureabbau, bei dem scharfe Apfelsäure in mildere Milchsäure umgewandelt wird.

Dieser Prozess erfolgt ggf. im Nachgang zur alkoholischen Gärung und wird durch spezielle Milchsäurebakterien verursacht. Für diesen Prozess werden Temperaturen ab etwa 20°C benötigt.

Besonders bei Rotwein sorgt dies dafür, dass dieser keine Säurespitzen, sondern eine ausgewogene Fülle hat. Das Verfahren wird jedoch auch bei bestimmten Weißweinen wie Chardonnay angewandt, um ihnen mehr Cremigkeit zu verleihen.

Diese Cremigkeit stößt nicht bei allen Weintrinkern auf Gegenliebe, in manchen Fällen wird der Wein als etwas „buttrig“ im Geschmack empfunden. Doch das nur am Rande.

5. Übergang zur Reifung – Wenn der Wein sich entwickelt

Nach der Gärung des Weines ist dieser oft noch etwas ungestüm. Deswegen schließt sich an die Gärung regelmäßig noch die Reifung des Weines in Fässern oder in der Flasche an. Hier verändert sich der Wein nicht mehr durch alkoholische Gärung, sondern durch den Kontakt mit (wenig) Sauerstoff, Hefe und dem verwendeten Behälter (Edelstahl, Holzfass oder Flasche). Säure und Tannine werden besser eingebunden, der Wein entwickelt weitere Aromen. Im Ergebnis bekommt man:

  • Junge, frische Weine, die nur kurz im Edelstahltank gereift sind.
  • Komplexe Weine, denen eine lange Reifung in der Flasche richtig gut tut.
  • Weine, die im Holzfass reiften, oft Rotweine, die dadurch ein ausgeglicheneres Verhältnis von Säure, Tanninen und Frucht bekommen.

Als Beispiel habe ich hier einen Link zu einem Beitrag, in dem ich auf die Auswirkung unterschiedlicher Flaschenverschlüsse, in Verbindung mit Säure- und Restzuckergehalt auf den Charakter des Weines eingehe.

6. Filtration, Abfüllung und Genuss

Bevor der Wein in die Flasche kommt, wird er oft geklärt und gefiltert. Bei der Filtration sollen Trubstoffe, Hefezellen und sonstige unerwünschte Partikel vom Wein getrennt werden. Zum Einen wird der Wein dadurch klarer, zum Anderen wird dadurch verhindert, dass im Nachgang weitere unerwünschte chemische Prozesse stattfinden.

Risiko ist dabei aber auch, dass ggf. erwünschte Geschmacksträger herausgefiltert werden. Wie so oft im Leben, sollte also mit den Möglichkeiten, die man hat, sorgsam umgegangen werden.

Eine Alternative zur Filtration ist der sogenannte Abstich. Man gibt dem Wein die Zeit, bis sich die Feststoffe abgesetzt haben und zieht dann den Wein oberhalb der Feststoffe ab. Dies wird einige Male wiederholt und ist ein etwas schonenderes Verfahren als die übliche Filtration.

Weinherstellung, erklärt in 5 Minuten

Fazit – Weinherstellung erklärt in 5 Minuten

Ob Rot- oder Weißwein – die Kunst der Weinherstellung verbindet Handwerk, Natur und Geduld. Das Zusammenspiel von Trauben, Lesezeitpunkt, Gärung und Reifung hilft zu verstehen, warum ein Wein jung und spritzig oder gereift und vielschichtig schmeckt.

Ich hab versucht, den gesamten Prozess kurz und bündig darzustellen. Wer gerne etwas tiefer einsteigen will, der findet sicher hier oder auch hier oder woanders weitere Informationen zu Wein und Weinherstellung.

VDP.Rheingau meets California am 02.März 2025

California und VDP.Rheingau

Immer wieder ein Erlebnis: Die Weinpräsentationen der VDP.RHEINGAU-Weingüter mit Partner-Weingütern aus aller Welt. Diesmal: Kalifornien.

Im beeindruckenden historischen Ambiente des Laiendormitoriums des Kloster Eberbach präsentierten sich am Sonntag, dem 02. März 2025 Traditionsweingüter aus dem Rheingau und Spitzenwinzer aus Kalifornien.

Die Mischung aus geschichtsträchtigem Ambiente und hervorragenden Weinen macht diese Weinpräsentation immer wieder besonders. Rund 65 Weingüter aus dem Rheingau und Kalifornien boten eine vielfältige Auswahl – von eleganten Rieslingen aus dem Rheingau bis hin zu kraftvollen Spätburgundern und beeindruckenden kalifornischen Cabernet Sauvignons und Chardonnays.

California

Die kalifornischen Weingüter, darunter renommierte Namen wie Ridge, Robert Mondavi und Silver Oak, beeindruckten mit charakterstarken und fruchtbetonten Weinen. Neben Cabernet Sauvignons aus Napa Valley mit ihrer erwartbaren Intensität und Fülle interessierten mich aber eher die kalifornischen Spätburgunder.

California und VDP.Rheingau

VDP.Rheingau

Die Weingüter des VDP.Rheingau bestachen auf ihre eigene Art. Mit ihren brillanten Rieslingen und Spätburgundern zeigten sie eindrucksvoll, warum diese Region weltweit so geschätzt wird. Weingüter wie Schloss Johannisberg, Robert Weil, Spreitzer oder Künstler bewiesen, dass deutsche Weine in Sachen Eleganz und Komplexität zur Weltspitze gehören.

Was ich spannend fand

Besonders interessant war für mich der direkte Vergleich der Pinot Noirs aus beiden Regionen. Hier kommt es nicht in erster Linie auf Kraft und Opulenz an, sondern auf Finesse und eine gewisse Eleganz. Und nach meinem völlig unrepräsentativen Vergleich kalifornischer und Rheingauer Spätburgunder kann ich sagen: Es ist wirklich eine Menge Schönes dabei, auf beiden Seiten.

Abschließend

Diese Weinpräsentationen des VDP.Rheingau mit Partnerregionen sind gute Gelegenheiten, um mal zu schauen, welche Weine jenseits deutscher Grenzen angebaut werden.

Sie ermöglichen spannende Vergleiche und eröffnen neue Perspektiven auf verschiedene Anbaugebiete und ihre typischen Weine.

Mein Wein des Monats November 2024

Das 5. Sparkling-Festival Anfang November diesen Jahres in Mainz beeindruckte mich in mehrerlei Hinsicht. Einerseits fand ich es toll, was Gerhild Burkard und ihr Team da auf die Beine gestellt hatten: Gerhild ruft und 80 Winzer aus 12 Ländern antworten und präsentieren ihre feinen Sekte. Und das Ganze in einem schönen kurfürstlichen Rahmen.

Interessant fand ich auf dieser Sektmesse die unterschiedlichen Sichtweisen dazu, wie reif die Trauben sein dürfen, um sie im Anschluss zu Sekt zu verarbeiten. Die einen wollen die Trauben vergleichsweise früh lesen, um daraus nicht zu alkoholbetonte und gleichzeitig sowohl spritzige als auch fruchtige Sekte herzustellen. Anderen ist es wichtig, den Trauben mehr Zeit zur Reife geben. Am Ende wird der Geschmack des Kunden entscheiden, was bei ihm besser ankommt.

Dann war da noch die „Methode Rurale“. Kannte ich bisher nicht, bin ja kein Geisenheimer. Für mich gab´s bei Sekt immer zwei Gärungen. Auf die „Methode Rurale“ stieß ich am Stand des Weingutes Motzenbäcker by Marie Menger-Krug. Da das Verfahren so grundsätzlich anders ist (nur eine Gärung, ggf. kein Degorgieren), war mein Interesse geweckt. Der nächste Wein des Monats sollte ein Sekt, hergestellt nach der „Methode Rurale“, sein.

Am 23. November 2024 besuchten wir das Weingut Motzenbäcker in Deidesheim und hatten das Glück, sogleich an einer Wein- und Sektverkostung teilnehmen zu können. Und es war direkt der erste Sekt dieser Verkostung, der mein Wein des Monats November 2024 werden sollte: Der „Royal Rosé Rurale Brut“.

Wir haben den Sekt natürlich auch noch einmal zu Hause verkostet. Manchmal erlebt man Überraschungen, wie unterschiedlich Wein oder Sekt schmeckt, je nachdem, ob man ihn im Rahmen einer anregenden Veranstaltung oder dann zu Hause genießt. In diesem Fall gab es keine Überraschungen.

Hier nun das Verkostungsprotokoll:

Die Farbe:
Der Sekt hat ein klares Lachsrosa ohne Trübung. Daran kann man erkennen, dass er degorgiert wurde. Das ist zwar bei der Methode Rurale untypisch, ist aber optisch ansprechender.

Der Duft:
Der Duft ist vielschichtig und einladend. Neben leichten Brioche-Tönen finden wir reife Erdbeeren und feine Vanillenoten.

Der Geschmack:
Aromatisch fruchtig, neben Erdbeeren schmeckt man dunkle Kirschen. Hinzu kommen kräutrige Nuancen und eine ganz zarte Ahnung von Tanninen. Die feine Perlage verleiht dem Sekt Cremigkeit, die Fruchtnoten klingen in einem langen Abgang nach.

Fazit: Für mich ein faszinierender Sekt, bin ich doch bei Rosé-Sekten sonst eher zurückhaltend. Aber dieser hat eine ursprüngliche Fülle, die mir gefällt.