Mein Wein des Monats Oktober 2024

Jeder Vergleich hinkt irgendwie. Sich mit anderen vergleichen, kann frustrierend sein. Gar Vergleiche innerhalb der Familie ziehen, hat erhebliches Konfliktpotenzial. Ich mache das hier trotzdem.

Mein Wein des Monats Oktober 2024 ist der Hochheimer Hölle Riesling Erstes Gewächs 2016 des Weingutes Dienst in Hochheim und damit der jüngere Bruder meines Wein des Monats Oktober 2023, dem 2010er Hochheimer Hölle Riesling Erstes Gewächs.

Nun sind die beiden Jahrgänge nicht nur sechs Jahre auseinander, sondern waren auch für den Weinbau unterschiedlich herausfordernd. 2010 war insgesamt kühler und verregneter und brachte Weine hervor, die etwas säurebetonter waren. Das ist für die Lagerfähigkeit, und dann auch für die Entwicklung komplexerer Aromen, nicht verkehrt. 2016 fing ebenfalls regnerisch an, ab Mitte des Jahres wurde das Wetter stabiler und es blieb mild bis in den Herbst hinein. Das brachte im Vergleich zu 2010 ausbalanciertere Weine.

Soviel zu den theoretischen Unterschieden zwischen den Jahrgängen. Und nun zum Genussprotokoll:

Vorweg: Was beide Weine gemeinsam haben (außer Lage und Winzer) ist, dass beide gehaltvoll sind, schöne Kirchenfenster machen… und jetzt kommen die Unterschiede.

Die Farbe
Nicht honiggelb, sondern gelb mit deutlichem Grün-Anteil. Und so erwarte ich auch nicht diese ölig-süße Ausprägung, die der ältere Bruder hat.

Der Duft
Im Duft finden sich Zitrusfruchtaromen, Cantaloupe-Melone, Erdbeere, dazu ein Hauch von Honig. Keine Anzeichen ausladender Süße.

Der Geschmack
Im Geschmack kommen Pfirsich und die leichte Bitterkeit von Pampelmuse zu den vorgenannten Duftnoten hinzu. Die Säure ist präsent, aber nicht überschießend.

Fazit: Der Hochheimer Hölle Riesling 1. Gewächs 2016 ist ein schöner komplexer Wein. Er wirkt erstaunlich jung, spritzig und fruchtig. Er hat erkennbares Alterungspotenzial. Und vielleicht bespreche ich ihn in zwei oder drei Jahren erneut. Mal sehen, riechen, schmecken, was wir dann im Glas haben.

120. WineBANKers Table am 28.10.2024

Das Weinanbaugebiet Ahr macht flächenmäßig nicht einmal ein Fünftel des Weinanbaugebietes Rheingau aus. Gleichwohl ist an der Ahr etwa die selbe Fläche wie im Rheingau mit Rotwein bestückt. Die Ahr ist bekannt als klassisches Rotweinanbaugebiet, in dem vor allem Spätburgunder kultiviert wird. Bei den Weißweinen dominiert hingegen der Riesling. Also quasi wie im Rheingau. Bloß umgekehrt.

Zu Gast bei der WineBANK Rheingau war heute das VDP-Weingut Nelles aus Bad Neuenahr Heimersheim. Die Geschichte dieses Weingutes reicht bis ins Jahr 1479 zurück. Seit 1994 ist das Weingut Mitglied des VDP.

Philip Nelles, der für den Ausbau der Weine verantwortlich ist, führte die Gäste durch den Abend und gab spannende Einblicke in die Weinherstellung des Weingutes. Der Wein wird ausschließlich per Hand gelesen. Die Beeren werden ohne Stiel und Stängel verarbeitet, was dem Wein eine weichere Note gibt.

Zur Begrüßung gab es eine 2021 Pinot Cuvée Burgunder-Rosésekt brut aus Gutsweinen. Der Sekt hatte eine feine Perlage sowie eine tolle Balance zwischen Frucht- und Säurenoten.

Der zweite vorgestellte Wein war ein gehaltvoller und frischer 2023-er Riesling Ortswein aus über 54 Jahre alten Reben.

Ab dann sahen wir rot. Die folgende Parade dreier Spätburgunder stellte einen schönen Vergleich unterschiedlicher Charaktere dar. Zunächst ein 2022-er Gutswein, dann ein 2021-er Ortswein und schließlich ein 2022-er Großes Gewächs. Der Gutswein aus einer großbeerigen Spätburgunder-Variante kam sehr fruchtig mit leichten Röstaromen daher. Der Ortswein aus einer kleinbeerigen Pinot-Noir-Variante zeigte sich mit intensivem Rubinrot und duftender Kirsche sowie pfeffrigen Noten. Als Krönung dann das Große Gewächs aus alten Reben der Lage Schieferlay, Lösslehm auf Schiefer. Ein wunderbarer Wein.

Mein persönlicher Favorit für diesen Abend war der 2022-er Spätburgunder Gutswein, der mich wegen seiner besonderen Fruchtigkeit überraschte und sofort für sich einnahm.

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Zunächst ein paar Fragen vom Club Manager an Philipp Nelles.

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Die fünf Leckeren von der Ahr.

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Zum Abschluss ein kleines Buffet.

Was heißt hier trocken?!

Die VDP-Klassifikation orientiert sich bekanntlich an den Lagen: Je feiner die Lage, desto feiner der Wein. Für diese Klassifikation – unterteilt in Gutswein, Ortswein, Erste Lage und Große Lage – bezieht man sich insbesondere auf trockene Weine.

Aber nicht alle Weine sind trocken, und daher stellt sich die Frage: Was gibt es denn da noch und wie ist das eigentlich definiert?

Zunächst hängt die Einstufung eines Weins als trocken, halbtrocken, lieblich oder süß allein vom Restzuckergehalt ab. Doch es gibt Ausnahmen. Dazu kommen wir gleich.

Die Klassifizierung nach Restzucker ist größtenteils durch EU-Verordnung geregelt, auf die auch die deutschen Vorgaben, wie beispielsweise die Weinverordnung, Bezug nehmen.

  • Trocken (bis zu 4 g/l Restzucker): Weine, die als „trocken“ gekennzeichnet werden, weisen einen sehr niedrigen Restzuckergehalt auf. Die Hefen haben also fast den gesamten Zucker in Alkohol umgewandelt. Der Restzuckergehalt liegt regelmäßig bei maximal 4 Gramm pro Liter. Allerdings sind bis zu 9 g/l erlaubt, wenn der Restzuckergehalt den Gesamtsäuregehalt um nicht mehr als 2 g/l übersteigt. Damit hätten wir eine der Ausnahmen.
  • Halbtrocken (4–12 g/l Restzucker): Der Restzuckergehalt halbtrockener Weine liegt zwischen 4 und 12 Gramm pro Liter. Auch hier gibt es eine Ausnahme (bis 18 g/l Restzucker) in Abhängigkeit vom Gesamtsäuregehalt des Weines.
  • Lieblich (bis 45 g/l Restzucker): Lieblich bezeichnet Weine, die deutlich süßer als halbtrockene Weine sind, ohne jedoch die Süße eines Dessertweins zu erreichen. Sie finden Verwendung in Kombination mit fruchtigen Nachspeisen oder als Aperitif.
  • Süß (ab 45 g/l Restzucker): Süßweine haben den höchsten Restzuckergehalt und werden oft aus überreifen oder edelfaulen Trauben hergestellt. Ihre Aromen kommen in besonderem Maße zur Geltung zusammen mit Desserts oder kräftigen Käsesorten.

In der Definition von „trocken“ und „halbtrocken“ hatten wir die Ausnahme erwähnt, dass der Restzucker höher sein darf, wenn der Säuregehalt ebenfalls relativ hoch ist. Das erklärt sich daraus, dass ein hoher Säuregehalt die wahrgenommene Süße geschmacklich ausgleichen kann.

Eine besondere Variante dieses Zusammenspiels von Säure und Restzucker findet sich bei den „Classic“-Weinen, die einen Restzuckergehalt von höchstens 15 g/l aufweisen dürfen, wobei dieser nicht mehr als das Doppelte des Gesamtsäuregehalt ausmachen darf.

Klingt knifflig, schmeckt mir mit zunehmendem Alter aber immer besser.


Mein Wein des Monats September 2024

Das Jahr 2018 war in puncto Weinertrag ein sehr erfolgreiches Jahr. 2018 war ein Jahr neuer Hitzerekorde, es war relativ trocken. Aber nicht zu trocken. Für die etwas älteren Reben mit ihren tiefen Wurzeln reichte die Feuchtigkeit aus. So wurde 2018 ein ertragreiches Weinjahr mit reifen gesunden Trauben. Die Wärme und in der Folge der hohe Zuckergehalt führten dabei zu relativ alkohollastigen Weinen.

Mein Wein des Monats ist der 2018 Spätburgunder Rotwein Barrique Spätlese trocken des Weingutes Donnermühle in Kostheim. Kennengelernt hatte ich diesen bei einer Radtour über Kostheim, Rüsselsheim, Flörsheim und Hochheim. Als wir von Hochheim aus am Käsbach entlang in Richtung Kostheim rollten, bemerkten wir im Vorbeifahren, dass die Donnermühle einen Gartenausschank betrieb. Nach einer Vollbremsung drehten wir um und kehrten dort ein. Besonders neugierig machte mich dieser 2018-er Spätburgunder, im Barrique ausgebaut. Den wollte ich mir zu Hause mal genauer vornehmen.

Und damit sind wir beim Verkostungsprotokoll.

Im Glas hat er eine satte rubinrote Farbe, die am Rande in ein helles Orange übergeht. Der Wein bildet am Glas ausladende Kirchenfenster.

Im Duft finden wir Cassis, Sauerkirsch und Trockenobst (Pflaume, Rosinen). Und man erkennt, dass dieser Wein einen recht hohen Alkoholgehalt hat. Ein Blick auf das Etikett bestätigt dies: 16% Alkohol.

Im Geschmack finden sich neben den Aromen tiefroter Beeren, Kirschen und getrockneter Früchte zusätzliche Vanillenoten; die Tannine sind schön eingebunden.

Fazit: Wem die schlanken, etwas zurückhaltenden Spätburgunder nicht so sehr liegen, der könnte mal diesen 2018-er Spätburgunder probieren. Insgesamt ist dieser Wein für einen Spätburgunder sehr wuchtig; dafür macht er aber richtig Spaß.

Mein Wein des Monats August 2024

Ein Bekannter von uns ist LogenWinzer beim Weingut Eser in Johannisberg. So bekommt er jedes Jahr ein Kontingent der Lage Geisenheimer Kläuserweg vom „eigenen“ Weinberg mit eigenem Etikett. Der Geisenheimer Kläuserweg ist eine sehr interessante Lage mit Südausrichtung und sehr unterschiedlichen Bodenanteilen von Löss bis Kies. Glücklicherweise können wir immer wieder mal ein Kistchen bekommen. Eines Abends saß ich im Wohnzimmer und meine Frau kam mit zwei Gläsern Wein, gab mir eines davon. Ich nahm das Glas, roch dran und fragte: „Kläuserweg?“ „Nein, das ist der Wein vom letzten Wochenende.“ Am letzten Wochenende waren wir bei Freunden zu Besuch. Ich musste fahren, deshalb gab es nur Alkoholfreies für mich. Außerdem wurde der dortige Wein hochgelobt, weil er so preisgünstig war. Das machte mich nicht besonders neugierig und so probierte ich nicht einmal ein winziges Schlückchen.

Jetzt hatte ich den Wein im Glas, es war Mittwoch Abend, und der Wein war gut.

Mein Wein des Monats August 2024 ist der 2021-er Riesling trocken vom Weingut Becker aus Mettenheim im Rheinhessischen.

Das Verkostungsprotokoll:

Der Duft:
Im Duft eine sehr zarte Süße von Cantaloupe-Melone, eingebettet in Aromen von Zitrusfrüchten.

Der Geschmack:
Die sanften Fruchtnoten finden sich auch im Geschmack wieder, unterlegt von einer leicht herben Zitrusnote und zusätzlichen kräutrigen Anteilen. Der Wein hat eine moderate Säure von 4,7gr/l und 3,7gr/l Restsüße und kommt damit sehr gefällig daher.

Fazit: Ein schöner Wein für alle Tage.