Was heißt hier trocken?!

Die VDP-Klassifikation orientiert sich bekanntlich an den Lagen: Je feiner die Lage, desto feiner der Wein. Für diese Klassifikation – unterteilt in Gutswein, Ortswein, Erste Lage und Große Lage – bezieht man sich insbesondere auf trockene Weine.

Aber nicht alle Weine sind trocken, und daher stellt sich die Frage: Was gibt es denn da noch und wie ist das eigentlich definiert?

Zunächst hängt die Einstufung eines Weins als trocken, halbtrocken, lieblich oder süß allein vom Restzuckergehalt ab. Doch es gibt Ausnahmen. Dazu kommen wir gleich.

Die Klassifizierung nach Restzucker ist größtenteils durch EU-Verordnung geregelt, auf die auch die deutschen Vorgaben, wie beispielsweise die Weinverordnung, Bezug nehmen.

  • Trocken (bis zu 4 g/l Restzucker): Weine, die als „trocken“ gekennzeichnet werden, weisen einen sehr niedrigen Restzuckergehalt auf. Die Hefen haben also fast den gesamten Zucker in Alkohol umgewandelt. Der Restzuckergehalt liegt regelmäßig bei maximal 4 Gramm pro Liter. Allerdings sind bis zu 9 g/l erlaubt, wenn der Restzuckergehalt den Gesamtsäuregehalt um nicht mehr als 2 g/l übersteigt. Damit hätten wir eine der Ausnahmen.
  • Halbtrocken (4–12 g/l Restzucker): Der Restzuckergehalt halbtrockener Weine liegt zwischen 4 und 12 Gramm pro Liter. Auch hier gibt es eine Ausnahme (bis 18 g/l Restzucker) in Abhängigkeit vom Gesamtsäuregehalt des Weines.
  • Lieblich (bis 45 g/l Restzucker): Lieblich bezeichnet Weine, die deutlich süßer als halbtrockene Weine sind, ohne jedoch die Süße eines Dessertweins zu erreichen. Sie finden Verwendung in Kombination mit fruchtigen Nachspeisen oder als Aperitif.
  • Süß (ab 45 g/l Restzucker): Süßweine haben den höchsten Restzuckergehalt und werden oft aus überreifen oder edelfaulen Trauben hergestellt. Ihre Aromen kommen in besonderem Maße zur Geltung zusammen mit Desserts oder kräftigen Käsesorten.

In der Definition von „trocken“ und „halbtrocken“ hatten wir die Ausnahme erwähnt, dass der Restzucker höher sein darf, wenn der Säuregehalt ebenfalls relativ hoch ist. Das erklärt sich daraus, dass ein hoher Säuregehalt die wahrgenommene Süße geschmacklich ausgleichen kann.

Eine besondere Variante dieses Zusammenspiels von Säure und Restzucker findet sich bei den „Classic“-Weinen, die einen Restzuckergehalt von höchstens 15 g/l aufweisen dürfen, wobei dieser nicht mehr als das Doppelte des Gesamtsäuregehalt ausmachen darf.

Klingt knifflig, schmeckt mir mit zunehmendem Alter aber immer besser.


Mein Wein des Monats Juli 2024

Gut Hermannsberg

Mein Wein des Monats Juli 2024 sind diesmal zwei Weine. Kennengelernt habe ich die beiden Weine Anfang Juli 2024 bei einem Abendessen auf Gut Hermannsberg. Beide Weine sind als Gutsweine deklariert, kommen aber sehr unterschiedlich daher, auch im Preis.

Gut Hermannsberg ist an der Nahe gelegen und VDP-Mitglied. Sämtliche sieben Lagen des Weingutes sind Große Lagen. Insofern besteht hier das Potenzial, dass auch die Gutsweine, die ja aus Weinen der eigenen Lagen bestehen, von besonderer Qualität sind.

Wein des Monats Juli 2024
Gut Hermannsberg – rechts der Gastronomie- und Hotelbereich sowie der Weinkeller. Das auffällige Kupferdach des Weinkellers ist in Richtung der Lage Kupfergrube ausgerichtet.

Kommen wir zu den beiden Weinen. Wie gesagt, beide als Gutsweine deklariert, aber von sehr unterschiedlicher Art.

Wein des Monats Juli 2024 – 2022 JUST Riesling

Ein frischer Wein für sommerliche Tage, sehr gefällig. Auf der Homepage von Gut Hermannsberg wird er als „saftig und animierend“ beschrieben. Etwas reißerisch, aber sehr treffend, wie ich finde.

Schon im Duft zeigt sich ein Spiel verschiedener Fruchtnoten, Ananas, grüner Apfel, eine gewisse Mineralik. Keine Noten von sogenannten „reifen Früchten“. Das Spiel knackiger Früchte korrespondiert mit einer frischen Säure.

Die Säure trägt dazu bei, dass er seine Spritzigkeit und Frische auch dann behält, wenn er im Sommer auf der Terrasse mal etwas wärmer wird.

Fazit: Ein unkomplizierter Gutswein und guter Botschafter der Nahe-Rieslinge.

Wein des Monats Juli 2024 – 2023 Steinterrassen Riesling

Jetzt wird es komplizierter. Der 2023 Steinterrassen Riesling ist auch ein Gutswein. Aber ganz anders. Er ist eine Selektion aus drei großen Lagen: 80% der Monopollage Rossel, 10% Steinberg, 10% Rotenberg.

Da eine Lagen-Cuvée in der VDP-Klassifikation nicht vorgesehen ist, ebenso wenig wie eine Orts-Cuvée, wird dieser Wein als Gutswein ausgewiesen. Aber die Verarbeitung entspricht weitgehend der der Großen Gewächse. Ertragsreduzierung auf 40 hl und selektive Handlese.

Anders als beim JUST Riesling werden hier die Trauben alter Reben verwendet, der Wein wird nach dem Pressen einige Stunden auf der Maische stehen gelassen und kann so weitere Aromen aufnehmen. Abgerundet wird das Ganze durch den Ausbau im Halbstück, einem 600 l-Holzfass. Dieser Wein ist eine Selektion aus drei Großen Lagen und wird auch so hergestellt.

Im Duft finden wir Honigmelone, Birne, Pfirsich, aber auch würzige Noten, eingehüllt in einen ganz zarten Schleier von Limetten.

Beim Trinken entfaltet sich die Mineralik des Weines, die Säure ist nicht dominant, sondern gut eingebunden, und unterstützt den dichten Gesamteindruck.

Im Nachklang verbleibt ein ausgewogenes Spiel von Mineralik, Würze und Noten reifer Früchte.

Aber so schön es ist, diesen Wein jetzt zu trinken. Eigentlich sollte man sich den Wein zurücklegen. Der Wein ist eine handverlesene Selektion Großer Lagen. Er wird mit den Jahren immer besser werden.

Ihn jetzt schon zu trinken ist vergleichbar damit, dass Sie ein Sparzertifikat mit 5 Jahren Laufzeit und jährlich steigenden Zinsen kaufen und es direkt nach einem Jahr kündigen. Sie kriegen zwar ihr Geld zurück, aber es wäre viel mehr drin.

Ich jedenfalls möchte mir davon ein Kistchen zurücklegen und über die Jahre verteilt immer wieder mal eine Flasche aufmachen.

Mein Wein des Monats Juni 2024

Diesen Monat wieder einmal etwas vom Kloster Eberbach. Ich hatte im April bereits einen Riesling Sekt brut des Kloster Eberbach aus den klösterlichen Weinbergslagen der Bergstraße vorgestellt. Nun liegt das Kloster selbst im Rheingau. Und irgendwie entwickelte sich bei mir der Gedanke, was Schönes vom Kloster Eberbach vorzustellen, das im Rheingau gewachsen ist. Zunächst mal: Die Weine vom Kloster Eberbach sind durchgängig empfehlenswert. Kloster Eberbach ist Mitglied im VDP, dem Verband deutscher Prädikatsweingüter.

Interessant finde ich immer die Gutsweine der VDP-Weingüter, die jeweils schon mal einen Eindruck davon geben, welchen Anspruch das Weingut an seine von ihm produzierten Weine hat. Es ist aber auch eine schöne Sache, ein Erstes Gewächs oder gar ein Großes Gewächs, die Königsklasse in der VDP-Klassifikation, zu probieren.

Mein Wein des Monats ist der 2022 Steinberger Zehntstück Riesling trocken VDP Erste Lage. Der Steinberg liegt etwa einen Kilometer vom Kloster Eberbach entfernt und ist von einer ca. 3 km langen Mauer umgeben. Das bietet gewissen Schutz vor Verwüstungen durch Wildschweine, aber auch vor kühlen Fallwinden. Die Hanglage ist nach Südsüdwest ausgerichtet und vergleichsweise steil (35 bis 40%). Das Steinberger Zehntstück ist eine Teillage des Steinbergs und ist urkundlich bereits erwähnt, bevor das Kloster in 1136 gegründet wurde.

Wein des Monats Juni 2024
Blick auf den Steinberg. Links im Bild ist gut die den Steinberg umgebende Mauer zu sehen.

Der Duft des 2022 Steinberger Zehntstück Riesling trocken VDP Erste Lage ist tiefgründig und dicht. Man findet Birne und frischen Pfirsich, aber auch florale Töne. Nach längerem Verweilen im Glas entwickelt sich ein Polster von Limettenduft, der diese Komposition umfängt.

Im Geschmack geben die Limetten zusätzlich zu Birne und Pfirsich eine feine Herbe. Die Säure ist gut eingebunden. Im Abgang ist der Wein lang und anhaltend. Abgerundet wird das Erlebnis von einer dezenten Mineralität.

Ein feiner Wein, für den man sich etwas Zeit nehmen sollte.

Mein Wein des Monats Mai 2024

Ich hatte Ihnen Anfang Mai erzählt, dass ich zu einem Treffen mit meinen Geschwistern meinen Wein des Monats April 2024 mitnehmen wollte, einen Sekt vom Kloster Eberbach. Da ich in Eile war, hatte meine treu sorgende Frau mir bereits den Sekt in eine Kühlmanschette verpackt. Als ich ihn dann in Krofdorf in unserem Elternhaus (dort trafen wir Geschwister uns) öffnete, fiel mir auf, dass sowohl die Verschlusskapsel, als auch der Rand des Etiketts, das hervorlugte, so gar nicht zu dem Sekt vom Kloster Eberbach passte. Tatsächlich hatte ich einen Sekt vom Wein- und Sektgut F.B. Schönleber dabei. Nun ist es in der Tat immer eine gute Idee, einen Sekt vom Wein- und Sektgut F.B. Schönleber dabei zu haben. Gleichwohl war ich überrascht. Und ich war gespannt, ob er bei meinen Geschwistern ankam.

Der CUVÉE KATHARINA RIESLING BRUT ist schon seit Jahren im Sortiment der Gebrüder Schönleber. Zuletzt fiel er mir auf im Rahmen der Rheingauer Schlemmerwochen, als er als Begrüßungssekt zu einem 4-Gänge-Menue gereicht wurde. Es ist nicht der Premiumsekt der Gebrüder Schönleber, aber eine sehr gute Wahl, wenn man einen schönen ausgewogenen Rheingauer Rieslingsekt sucht. Die Cuvée Katharina liegt mindestens 24 Monate auf dem Hefelager und wird, wie jeder Sekt aus dem Hause Schönleber, nach dem Verfahren der klassischen Flaschengärung erzeugt.

Hier unser Verkostungsprotokoll:

Die Farbe:
Rieslingtypisches helles Gelb.

Der Duft:
Steinobst, knackiger Pfirsich, grüner Apfel.

Der Geschmack:
Die bereits im Duft erkennbaren Noten von Steinobst und grünem Apfel werden beim Geschmack ergänzt durch Pampelmuse und Orangenzesten. Der Sekt hat eine feine und lebhafte Perlage. Er gibt ein angenehmes Mundgefühl mit einer erkennbar vorhandenen, aber doch zurückhaltenden Säure.

Dieser Sekt ist auch für ungeübte Rheingau-Riesling-Sekt-Trinker sehr zugänglich. Meinen Geschwistern hat er gefallen. Aber auch unabhängig davon ist er mein Wein des Monats Mai 2024.

Mein Wein des Monats April 2024

Wir sind gerne mal im Kloster Eberbach. Sei es, zu einem Konzert im Rahmen des Rheingau Musik Festivals, oder als Zwischenstopp bei einer Wanderung. Und ab und an schauen wir auch in der dortigen Vinothek vorbei. Nun ist es aber ziemlich aufwändig, von Wiesbaden zum Kloster Eberbach zu fahren, allein um Wein oder Sekt zu kaufen. Das muss man auch nicht, gibt es doch auch in der Metro feine Sachen vom Kloster Eberbach.

Und damit kommen wir zu meinem Wein des Monats April 2024, der ein Sekt ist: Kloster Eberbach 2021-er Riesling Sekt, brut. Oder, wie es auf der Flasche steht: 2021er RIESLING SEKT BRUT.

Sehr schön, ein Rheingauer Riesling Sekt, dachte ich mir. Falsch! Hessische Bergstraße. Das Kloster Eberbach hat Weinbergslagen im Rheingau und an der hessischen Bergstraße.

Dieser Sekt hat sich mittlerweile zu einem meiner Favoriten gemausert, weil er eine leckere Cremigkeit hat, die Spaß macht.

Anlässlich eines Geschwistertreffens am Vorabend des Geburtstages meiner Mutter hatte ich ein Fläschchen des guten Stoffes von der hessischen Bergstraße mitgebracht. Nun sind meine Geschwister keine Weintrinker. Einer kommt aus der Hannoveraner Ecke, die andere aus dem Kölner Umland.

Meine Erwartung war aber, dass beiden dieser Sekt gefallen könnte, obwohl ein „bruter Sekt“ für Nicht-Weintrinker eher herausfordernd ist. Ich war der Meinung, dass die „leckere Cremigkeit“ dieses Sektes gut zu vermitteln ist, auch bei Nicht-Weintrinkern. Und, was soll ich sagen: Ich hatte aus Versehen den falschen Sekt dabei! Einen Sekt vom Sekt- und Weingut F.B.Schönleber. Einen der mehreren sehr guten Sekte der Brüder Schönleber. Mein Wein des Monats Mai 2024. Meine Geschwister waren von dem Duft, der Fülle im Mund und der gut eingebundenen Säure sehr angetan.

Doch zurück zum Kloster Eberbach Riesling Sekt brut. Mein Tipp: Wenn Sie einen Sekt brauchen, der Ihnen und allen Ihren Freunden schmeckt, dann könnte es der Kloster Eberbach 2021-er Riesling Sekt, brut, sein.

Und in etwa einem Monat werde ich mich etwas mehr darüber auslassen, welchen Sekt ich tatsächlich meinen Geschwistern angeboten hatte.