Wein des Monats Februar 2025

Der Wein

Mein Wein des Monats Februar 2025 ist der 2023-er Hallgartener Hendelberg Rheingau Riesling trocken, VDP.Erste Lage, des Weingutes Spreitzer aus Oestrich-Winkel.

Vorgeschichte

Das Weingut Spreitzer war uns seit vielen Jahren vertraut als das schmucke Anwesen mit der hübschen Jugendstilvilla rechts des Weges am Ortsausgang von Oestrich, wenn wir zum Gutsausschank des Weingutes F.B. Schönleber gefahren sind und dabei die romantische Strecke über die Dörfer genommen haben.

Zu damaliger Zeit lag unser Fokus noch eher auf „Wo kann man im Rheingau ausgehen?“ Bis wir dann vor zwei Jahren wieder mal den Ortsausgang Oestrich passierten und bemerkten, dass auf diesem schönen Anwesen eine Art Hoffest im Gange war.

Die Gelegenheit haben wir genutzt und dabei festgestellt, dass uns die Spreitzer Weine sehr gefallen. Außerdem war es bisher immer ein nettes Erlebnis, wenn wir dort waren, sei es im Rahmen einer Veranstaltung oder nur zum Verkosten und Einkaufen.

Das Weingut Spreitzer unter der Leitung der Brüder Andreas und Bernd Spreitzer gilt als eines der Spitzenweingüter im Rheingau. Seit 1999 sind sie Mitglied im VDP.

Die Lage „Hallgartener Hendelberg“

Ich zitiere aus „Rheingau.de: „Urkundlich erwähnt wird die Hanglage 1418, damals erlaubte der Mainzer Erzbischof Johann II. von Nassau den Hallgartenern die Fläche zu roden und gegen Zinswein mit Reben zu bepflanzen.

Zu finden sind hier, nahe dem bewaldeten Taunuskamm, tiefgründige, steinige Schieferböden. Weiter unten im Talzug gibt es sogar Aueböden mit Lösslehmen. Entsprechend schwere Weine mit großer Mineralität und markanter Säure wachsen hier, die gerne gelagert werden möchten, um dann ihre volle Vielfalt unter Beweis zu stellen.“

Verkostungsprotokoll

Kommen wir nun zum Verkostungsprotokoll meines Wein des Monats Februar 2025, dem Hallgartener Hendelberg Rheingau Riesling trocken, VDP.Erste Lage.

Die Farbe

Aus dem Glas lacht uns verheißungsvoll der strohgelbe Wein an. Nach dem Schwenken des Glases bilden sich schöne Kirchenfenster. Dies deutet auf einen extraktreichen Wein hin.

Der Duft

Im Duft finden sich neben würzigen Aspekten reifer Pfirsich, Aprikose, reifer Apfel und… Quitte. Und wenn man das fast leere Glas eine Weile stehen lässt, bevor man zum letzten Schluck ansetzt, empfangen einen intensive Honignoten.

Der Geschmack

Im Geschmack finden wir ein schönes Säurespiel sowie eine feine, aber deutliche Mineralik. Diese ergänzen die Fruchtaromen perfekt und zusammen verleihen sie ein cremiges Mundgefühl. Das ausgewogene Genusserlebnis findet in einem langen Nachhall seinen glanzvollen Abschluss.

Fazit

Ein wunderbarer Wein mit gutem Alterungspotenzial. Ein Wein, der viel zu schade ist, um ihn bei Nüsschen vor dem Fernseher zu trinken. Es dürfte hochinteressant sein, ein paar Flaschen zurückzuhalten, um eine jährliche Nachverkostung durchzuführen.

Mein Wein des Monats Dezember 2024

Fast hätte ich ihn nicht kennengelernt: Meinen Wein des Monats Dezember 2024!

Meine Frau und ich waren im November im Landhaus Diedert, das von den Brüdern Oreste und Laurent Diedert geführt wird. Wir fühlen uns dort regelmäßig recht gut aufgehoben. Es hat einen sehr schönen Außenbereich, ein rustikal-gemütliches Ambiente im Innenbereich, Service und Essen sind durchweg gut. Das Landhaus Diedert macht immer wieder Themenabende. Mitte Oktober bis Ende November war es die Ente. Im Dezember ist es die Gans, im Sommer gibt es das „Sylter Garnelenfestival“.

Im November also der Entenabend. Zur Ente hatten wir uns einen schönen Spätburgunder vom Weingut Jakob Jung bestellt. Den Gutswein „Alexander Johannes“, Jahrgang 2020. Der Wein, der gebracht wurde, war Jahrgang 2022, angeblich war der 2020-er aus. Die junge Bedienung sagte dazu, dass die Weinkarte wohl angepasst werden müsste. Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Es war zwar auch ein Gutswein vom Weingut Jakob Jung, aber nicht der „Alexander Johannes“, sondern der „Tradition“. Als wir den Irrtum bemerkten und reklamierten, bekamen wir unverzüglich den 2020-er Alexander Johannes. Wie gesagt, der Service im Landhaus Diedert ist gut. Fast hätte ich Alexander Johannes also nicht kennengelernt. Und die Weinkarte musste glücklicherweise nicht geändert werden. Der Wein passte hervorragend zur Ente, gefiel uns aber auch unabhängig davon.

Um unseren Eindruck zu überprüfen, nutzten wir einige Tage später die Adventsweinprobe des Weingutes Jakob Jung und waren immer noch sehr angetan. Für weitere Verkostungen zu Hause nahmen wir uns ein Kistchen mit.

Mein Wein des Monats Dezember 2024 ist also der 2020-er Spätburgunder Gutswein „Alexander Johannes“ des Weingutes Jakob Jung.

Wie uns der Inhaber des Weingutes Jakob Jung, Alexander Jung, erzählte, werden für diesen Gutswein lagenübergreifend die besten Trauben selektiert. Der Wein reift zwei Jahre im kleinen Eichenholzfass. Im Rahmen zweier jährlicher Proben werden jeweils etwa 25 bis 30% aussortiert. Diese Partie wird jeweils für den Gutswein „Tradition“ verwendet.

Letztlich wird also nur etwa die Hälfte des Ausgangsweines dieser lagenübergreifend besten Trauben zu einem Gutswein „Alexander Johannes“, meinem Wein des Monats Dezember 2024 .

Wie wir im Rahmen der Adventsweinprobe ebenfalls erfuhren, handelt es sich bei diesen Trauben um einen kleinbeerigen Klon der Spätburgundertraube, so dass die Schale einen relativ hohen Anteil an der Maische hat im Vergleich zu großbeerigeren Varianten des Spätburgunders. Da in der Schale wesentliche Geschmacksträger enthalten sind, bekommt der Wein einen intensiveren Geschmack. Stengel und Stiel werden vorher sorgfältig entfernt, um keine unnötigen Bitterstoffe mitzunehmen.

Nun zum Genussprotokoll:

Die Farbe:
Dieser Spätburgunder hat eine kräftige (burgunder-) rote Farbe. Beim Schwenken des Glases bilden sich prächtige Kirchenfenster.

Der Duft:
Aus dem Glas dringt ein intensiver Duft von Gewürzen, wie Anis, Vanille, Zimt, etwas Pfeffer. Kräftiges Spiel von Cassis, Backpflaume, Himbeere und dunklen Süßkirschen.

Der Geschmack:
Der Geschmack ist eine Komposition aus roten Früchten, würzigen Noten, Lakritz sowie einer feinen Mineralität. Die Tannine sind sehr gut eingebunden und halten sich im Hintergrund. Der Wein kleidet den Mund angenehm aus und hat einen langen Nachklang.

Fazit: Ein Spätburgunder, der immer wieder begeistert. Ein Wein, der Geschichten erzählt – wie diejenige, wie ich ihn fast nicht kennengelernt hätte.

Wein des Monats Dezember 2024

Mein Wein des Monats November 2024

Das 5. Sparkling-Festival Anfang November diesen Jahres in Mainz beeindruckte mich in mehrerlei Hinsicht. Einerseits fand ich es toll, was Gerhild Burkard und ihr Team da auf die Beine gestellt hatten: Gerhild ruft und 80 Winzer aus 12 Ländern antworten und präsentieren ihre feinen Sekte. Und das Ganze in einem schönen kurfürstlichen Rahmen.

Interessant fand ich auf dieser Sektmesse die unterschiedlichen Sichtweisen dazu, wie reif die Trauben sein dürfen, um sie im Anschluss zu Sekt zu verarbeiten. Die einen wollen die Trauben vergleichsweise früh lesen, um daraus nicht zu alkoholbetonte und gleichzeitig sowohl spritzige als auch fruchtige Sekte herzustellen. Anderen ist es wichtig, den Trauben mehr Zeit zur Reife geben. Am Ende wird der Geschmack des Kunden entscheiden, was bei ihm besser ankommt.

Dann war da noch die „Methode Rurale“. Kannte ich bisher nicht, bin ja kein Geisenheimer. Für mich gab´s bei Sekt immer zwei Gärungen. Auf die „Methode Rurale“ stieß ich am Stand des Weingutes Motzenbäcker by Marie Menger-Krug. Da das Verfahren so grundsätzlich anders ist (nur eine Gärung, ggf. kein Degorgieren), war mein Interesse geweckt. Der nächste Wein des Monats sollte ein Sekt, hergestellt nach der „Methode Rurale“, sein.

Am 23. November 2024 besuchten wir das Weingut Motzenbäcker in Deidesheim und hatten das Glück, sogleich an einer Wein- und Sektverkostung teilnehmen zu können. Und es war direkt der erste Sekt dieser Verkostung, der mein Wein des Monats November 2024 werden sollte: Der „Royal Rosé Rurale Brut“.

Wir haben den Sekt natürlich auch noch einmal zu Hause verkostet. Manchmal erlebt man Überraschungen, wie unterschiedlich Wein oder Sekt schmeckt, je nachdem, ob man ihn im Rahmen einer anregenden Veranstaltung oder dann zu Hause genießt. In diesem Fall gab es keine Überraschungen.

Hier nun das Verkostungsprotokoll:

Die Farbe:
Der Sekt hat ein klares Lachsrosa ohne Trübung. Daran kann man erkennen, dass er degorgiert wurde. Das ist zwar bei der Methode Rurale untypisch, ist aber optisch ansprechender.

Der Duft:
Der Duft ist vielschichtig und einladend. Neben leichten Brioche-Tönen finden wir reife Erdbeeren und feine Vanillenoten.

Der Geschmack:
Aromatisch fruchtig, neben Erdbeeren schmeckt man dunkle Kirschen. Hinzu kommen kräutrige Nuancen und eine ganz zarte Ahnung von Tanninen. Die feine Perlage verleiht dem Sekt Cremigkeit, die Fruchtnoten klingen in einem langen Abgang nach.

Fazit: Für mich ein faszinierender Sekt, bin ich doch bei Rosé-Sekten sonst eher zurückhaltend. Aber dieser hat eine ursprüngliche Fülle, die mir gefällt.

Mein Wein des Monats Oktober 2024

Jeder Vergleich hinkt irgendwie. Sich mit anderen vergleichen, kann frustrierend sein. Gar Vergleiche innerhalb der Familie ziehen, hat erhebliches Konfliktpotenzial. Ich mache das hier trotzdem.

Mein Wein des Monats Oktober 2024 ist der Hochheimer Hölle Riesling Erstes Gewächs 2016 des Weingutes Dienst in Hochheim und damit der jüngere Bruder meines Wein des Monats Oktober 2023, dem 2010er Hochheimer Hölle Riesling Erstes Gewächs.

Nun sind die beiden Jahrgänge nicht nur sechs Jahre auseinander, sondern waren auch für den Weinbau unterschiedlich herausfordernd. 2010 war insgesamt kühler und verregneter und brachte Weine hervor, die etwas säurebetonter waren. Das ist für die Lagerfähigkeit, und dann auch für die Entwicklung komplexerer Aromen, nicht verkehrt. 2016 fing ebenfalls regnerisch an, ab Mitte des Jahres wurde das Wetter stabiler und es blieb mild bis in den Herbst hinein. Das brachte im Vergleich zu 2010 ausbalanciertere Weine.

Soviel zu den theoretischen Unterschieden zwischen den Jahrgängen. Und nun zum Genussprotokoll:

Vorweg: Was beide Weine gemeinsam haben (außer Lage und Winzer) ist, dass beide gehaltvoll sind, schöne Kirchenfenster machen… und jetzt kommen die Unterschiede.

Die Farbe
Nicht honiggelb, sondern gelb mit deutlichem Grün-Anteil. Und so erwarte ich auch nicht diese ölig-süße Ausprägung, die der ältere Bruder hat.

Der Duft
Im Duft finden sich Zitrusfruchtaromen, Cantaloupe-Melone, Erdbeere, dazu ein Hauch von Honig. Keine Anzeichen ausladender Süße.

Der Geschmack
Im Geschmack kommen Pfirsich und die leichte Bitterkeit von Pampelmuse zu den vorgenannten Duftnoten hinzu. Die Säure ist präsent, aber nicht überschießend.

Fazit: Der Hochheimer Hölle Riesling 1. Gewächs 2016 ist ein schöner komplexer Wein. Er wirkt erstaunlich jung, spritzig und fruchtig. Er hat erkennbares Alterungspotenzial. Und vielleicht bespreche ich ihn in zwei oder drei Jahren erneut. Mal sehen, riechen, schmecken, was wir dann im Glas haben.

Mein Wein des Monats August 2024

Ein Bekannter von uns ist LogenWinzer beim Weingut Eser in Johannisberg. So bekommt er jedes Jahr ein Kontingent der Lage Geisenheimer Kläuserweg vom „eigenen“ Weinberg mit eigenem Etikett. Der Geisenheimer Kläuserweg ist eine sehr interessante Lage mit Südausrichtung und sehr unterschiedlichen Bodenanteilen von Löss bis Kies. Glücklicherweise können wir immer wieder mal ein Kistchen bekommen. Eines Abends saß ich im Wohnzimmer und meine Frau kam mit zwei Gläsern Wein, gab mir eines davon. Ich nahm das Glas, roch dran und fragte: „Kläuserweg?“ „Nein, das ist der Wein vom letzten Wochenende.“ Am letzten Wochenende waren wir bei Freunden zu Besuch. Ich musste fahren, deshalb gab es nur Alkoholfreies für mich. Außerdem wurde der dortige Wein hochgelobt, weil er so preisgünstig war. Das machte mich nicht besonders neugierig und so probierte ich nicht einmal ein winziges Schlückchen.

Jetzt hatte ich den Wein im Glas, es war Mittwoch Abend, und der Wein war gut.

Mein Wein des Monats August 2024 ist der 2021-er Riesling trocken vom Weingut Becker aus Mettenheim im Rheinhessischen.

Das Verkostungsprotokoll:

Der Duft:
Im Duft eine sehr zarte Süße von Cantaloupe-Melone, eingebettet in Aromen von Zitrusfrüchten.

Der Geschmack:
Die sanften Fruchtnoten finden sich auch im Geschmack wieder, unterlegt von einer leicht herben Zitrusnote und zusätzlichen kräutrigen Anteilen. Der Wein hat eine moderate Säure von 4,7gr/l und 3,7gr/l Restsüße und kommt damit sehr gefällig daher.

Fazit: Ein schöner Wein für alle Tage.