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Wieso ein Beitrag zur Farbe des Weines?
Vor kurzem saßen wir mit Freunden im Landhaus Diedert und haben uns darüber unterhalten, welchen Wein wir bestellen wollten. Wir hatten uns anlässlich des „Sylter Garnelenfestivals“ dort getroffen und waren uns einig, dass wir zu den Garnelen einen Weißwein nehmen wollten.
Bei der Frage, von welchem Winzer der Wein sein sollte, erinnerten wir uns, dass wir hier, im Landhaus Diedert, mal einen schönen Rotwein eines Rheingauer Winzers bekommen hatten. Vom selben Winzer gab es aber auch einen sehr gefälligen Weißwein, der mal mein Wein des Monats Februar 2024 war

Das Gespräch ging noch ein wenig hin und her. Es wurde über Weißwein, über Rotwein, über Blanc de Noir gesprochen. Unversehens kamen wir zu Maischestandzeiten und irgendwer schmiss den Begriff „Orange Wine“ in die Runde.
Und in dem Moment kam mir die Idee, doch mal was Leichtverständliches zu dem Thema „Farbe des Weines“ zu schreiben. Ob es mir gelungen ist, kann nur der geneigte Leser beurteilen.
Die Farbe des Weines – die Farben der Weine
Wenn es um die Farbe des Weines geht, darf man nicht unbedingt alles wörtlich nehmen, sondern sollte es eher im übertragenen Sinne deuten. Sprache ist Symbolik, an die eine bestimmte Bedeutung gekoppelt ist. Und diese Bedeutung leitet sich aus dem ab, was die Beteiligten darunter verstehen.
Beispiele zu „Farbe des Weines“:
Wenn wir von Weißwein reden, so meinen wir natürlich keinen Wein in Alpina-weiß, sondern es handelt sich um einen hellen Wein, vielleicht einen strohgelben klaren jungen Riesling. Wir könnten auch einen gereiften 15 Jahre alten Riesling meinen, der mittlerweile schon richtig honiggelb erscheint.
Ein Blanc de Noir, wörtlich übersetzt ein „Weißer vom Schwarzen“, ist nicht zwingend aus einer schwarzen Traube gekeltert. Aber in jedem Falle aus einer Rotweintraube, wobei die Rotweintrauben meist von blauer Farbe sind, manchmal sind sie auch schwarz oder fast schwarz, z.B. Dunkelfelder oder Cabernet Sauvignon.
Das mit den Farben ist also nicht zu wörtlich zu nehmen. Man sollte mit einer gewissen Unschärfe umgehen können, wenn es um die Farben von Trauben oder Wein geht.


Weißwein – nicht nur aus weißen Trauben?
Fangen wir spaßeshalber mal mit einer Definition an, wie sie in der deutschen Weinverordnung vorgegeben ist.
Gemäß Weinverordnung darf bei inländischem Qualitäts- oder Prädikatswein die Bezeichnung „Weißwein nur für einen ausschließlich aus Weißweintrauben hergestellten Wein verwendet werden“1§ 32 Abs. 1 Ziffer 1 Weinverordnung.
Alles klar! Aus Rotweintrauben wird demnach also kein Weißwein gemacht. Das ist nicht trivial, denn beim Blanc de Noir könnte diese Frage auftauchen. Dazu gleich mehr.
Erstes Fazit: Weißwein wird aus Weißweintrauben hergestellt.
Wir müssten jetzt nur noch wissen, welche Trauben als Weißweintrauben gelten. Wir ahnen, dass wir es an der Farbe der Trauben vermutlich nicht festmachen können.
Hilfe könnte hier eine offizielle amtliche Übersicht leisten, z.B die Beschreibende Sortenliste Reben des Bundessortenamtes2Beschreibende Sortenliste Reben des Bundessortenamtes. Dort sind sogenannte „Weiße Ertragsrebsorten“ genannt.
Zu den weißen Ertragsrebsorten gehört z.B. der allseits beliebte (weiße) Riesling aus dem Rheingau oder von der Mosel oder sonstwo her. Allerdings ist auch der Rote Gutedel, dessen Trauben eine schöne rote Haut haben, als weiße Rebsorte klassifiziert3Rebschule Freytag Gutedel Rot.
Da wir aber wissen, dass das Fruchtfleisch der Weißweintrauben hell ist, wir außerdem wissen, dass bei der Weißweinherstellung die Trauben nur kurz abgepresst und dann von der Maische getrennt werden und deshalb beim Weißwein die Farbe der Schale nicht relevant ist, können wir als Ergebnis festhalten:
Wenn es aussieht wie ein Weißwein, duftet wie ein Weißwein und schmeckt wie ein Weißwein, dann ist es vermutlich auch ein Weißwein.
Vorsicht, Falle: Es sei denn, es ist ein Blanc de Noir.
Blanc de Noir – Bedeutung und Abgrenzung
Nun wird alles ganz einfach!
Ein Blanc de Noir wird aus Rotweintrauben hergestellt, aber ohne die Maischestandzeit, die für die rote Farbe des Weines und damit für die Herstellung von Rotwein nötig ist.
Der abgepresste Traubensaft wird direkt nach dem Abpressen zum Vergären in Tanks gegeben. Da die meisten Rotweintrauben, genauso wie Weißweintrauben, ein helles Fruchtfleisch haben, ist in diesen Fällen auch der abgepresste Saft so hell wie bei einem Weißwein.
Genau das ist übrigens auch eine der Bedingungen der Weinverordnung an einen Blanc de Noir: Er soll wie ein Weißwein gekeltert werden und die für Weißwein typische Farbe aufweisen4§ 32 Abs. 3 Weinverordnung.
Ein Blanc de Noir soll also gemäß Weinverordnung explizit nicht wie ein Rosé oder ein Weißherbst erscheinen. Keine Maischestandzeit, kein Auslösen von Farb- oder Aromastoffen aus der Schale der Trauben. Das bringt natürlich auch geschmackliche Unterschiede, die einen Blanc de Noir leichter, frischer und säurebetonter erscheinen lassen.
Oder etwa nicht?
Mehr dazu in Teil 2 zu „Die Farbe des Weines – und was sie uns verrät“
Quellen und externe Links
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Hallo Rolf,
ein sehr schöne Beitrag zur des Weines und sehr gut und verständlich geschrieben.
Gruß Günter
Danke, Günter!
Teil 2 ist für nächste Woche geplant.
Liebe Grüße
Rolf