Mein Wein des Monats Juli 2024

Wie in meinem Beitrag vom 07. Juli 2024 angedeutet, möchte ich diesmal zwei Weine vorstellen. Kennengelernt habe ich die beiden Weine Anfang Juli 2024 bei einer Weinprobe auf Gut Hermannsberg. Beide Weine sind als Gutsweine deklariert, kommen aber sehr unterschiedlich daher, auch im Preis.

Gut Hermannsberg ist an der Nahe gelegen und VDP-Mitglied. Sämtliche sieben Lagen des Weingutes sind Große Lagen. Insofern besteht hier das Potenzial, dass auch die Gutsweine, die ja aus Weinen der eigenen Lagen bestehen, von besonderer Qualität sind.

Wein des Monats Juli 2024
Gut Hermannsberg – rechts der Gastronomie- und Hotelbereich sowie der Weinkeller. Das auffällige Kupferdach des Weinkellers ist in Richtung der Lage Kupfergrube ausgerichtet.

Kommen wir zu den beiden Weinen. Wie gesagt, beide als Gutsweine deklariert, aber von sehr unterschiedlicher Art.

2022 JUST Riesling
Ein frischer Wein für sommerliche Tage, sehr gefällig. Auf der Homepage von Gut Hermannsberg wird er als „saftig und animierend“ beschrieben. Etwas reißerisch, aber sehr treffend, wie ich finde.

Schon im Duft zeigt sich ein Spiel verschiedener Fruchtnoten, Ananas, grüner Apfel, eine gewisse Mineralik. Keine Noten von sogenannten „reifen Früchten“. Das Spiel knackiger Früchte korrespondiert mit einer frischen Säure.

Die Säure trägt dazu bei, dass er seine Spritzigkeit und Frische auch dann behält, wenn er im Sommer auf der Terrasse mal etwas wärmer wird.

Fazit: Ein unkomplizierter Gutswein und guter Botschafter der Nahe-Rieslinge.

2023 Steinterrassen Riesling
Jetzt wird es komplizierter. Der 2023 Steinterrassen Riesling ist auch ein Gutswein. Aber ganz anders. Er ist eine Selektion aus drei großen Lagen: 80% der Monopollage Rossel, 10% Steinberg, 10% Rotenberg. Da eine Lagen-Cuvée in der VDP-Klassifikation nicht vorgesehen ist, ebenso wenig wie eine Orts-Cuvée, wird dieser Wein als Gutswein ausgewiesen. Aber die Verarbeitung entspricht weitgehend der der Großen Gewächse. Ertragsreduzierung auf 40 hl und selektive Handlese. Anders als beim JUST Riesling werden hier die Trauben alter Reben verwendet, der Wein wird nach dem Pressen einige Stunden auf der Maische stehen gelassen und kann so weitere Aromen aufnehmen. Abgerundet wird das Ganze durch den Ausbau im Halbstück, einem 600 l-Holzfass. Dieser Wein ist eine Selektion aus drei Großen Lagen und wird auch so hergestellt.

Im Duft finden wir Honigmelone, Birne, Pfirsich, aber auch würzige Noten, eingehüllt in einen ganz zarten Schleier von Limetten.

Beim Trinken entfaltet sich die Mineralik des Weines, die Säure ist nicht dominant, sondern gut eingebunden, und unterstützt den dichten Gesamteindruck.

Im Nachklang verbleibt ein ausgewogenes Spiel von Mineralik, Würze und Noten reifer Früchte.

Aber so schön es ist, diesen Wein jetzt zu trinken. Eigentlich sollte man sich den Wein zurücklegen. Der Wein ist eine handverlesene Selektion Großer Lagen. Er wird mit den Jahren immer besser werden.

Ihn jetzt schon zu trinken ist vergleichbar damit, dass Sie ein Sparzertifikat mit 5 Jahren Laufzeit und jährlich steigenden Zinsen kaufen und es direkt nach einem Jahr kündigen. Sie kriegen zwar ihr Geld zurück, aber es wäre viel mehr drin.

Ich jedenfalls möchte mir davon ein Kistchen zurücklegen und über die Jahre verteilt immer wieder mal eine Flasche aufmachen.