Charlie Munger, dem kongenialen ehemaligen Geschäftspartner von Warren Buffet, wird die Aussage zugeschrieben: „Rational zu sein ist ein moralischer Imperativ. Man sollte niemals dümmer sein als man muss.“
Ein guter Rat!
Wir können getrost davon ausgehen, dass er sich dabei in der Wortwahl nicht zufällig an Kant anlehnte, zumindest im ersten Satz dieser Aussage.
Es ist gar nicht so leicht, sich immer an diesen Rat zu halten. Ich erinnere mich nur an wenige Situationen, in denen ich diesen Rat nicht befolgte. Nicht, dass es nur wenige solcher Situationen gegeben hätte. Aber die meisten habe ich zum Glück vergessen.
Wie dem auch sei. Es sollte das stete Bestreben sein, den Mut aufzubringen, sich seines Verstandes zu bedienen. Zum eigenen Besten und zum Besten aller Anderen.
Im Januar hatte ich von unserer privaten Verkostung mehrerer Rheingauer Weine berichtet. Dabei fiel uns ein Gutswein auf, der uns allen sehr gefallen hat. Die Rede ist hier vom 2022 Riesling „Trumpf“ Gutswein vom VdP-Weingut Jakob Jung. Nun ist zwar der Gutswein die unterste Stufe in der Klassifikation des VdP . Aber der Gutswein ist eine Art Aushängeschild des Weingutes. Da zeigt der Winzer, was er für wichtig hält. Oftmals sind da dann auch gehobene Lagen des Weingutes mit drin. Das Weingut Jakob Jung hat Rebflächen in zwei Ersten Lagen und zwei Großen Lagen.
Hier unser Verkostungsprotokoll:
Die Farbe: Helles Gelb mit grünen Reflexen.
Der Duft: Grüne und gelbe Früchte: Papaya, Mango, Kiwi, grüner Apfel.
Der Geschmack: Ein schlanker Wein, die Säure ist fein integriert und nicht dominant. Die vielfältigen Fruchtnoten sind eingebettet in eine angenehme Mineralität. Leicht kräutrige Anteile, nachklingender Abgang.
Ein schöner Wein, der sich einem sofort erschließt.
„Wir erreichen jeden Lebensabschnitt als Neuling“ (François de la Rochefoucauld)
Dieser Sinnspruch hat etwas in mir anklingen lassen. Natürlich. Das ist bei allen Sinnsprüchen/Aphorismen, die ich hier teile, der Fall. Nachdem das also geklärt ist, will ich nun auch sagen, was da klingt.
Es ist das befreiende Eingeständnis, dass da Situationen im Leben sind, für die man keinen Plan hat. Und man es trotzdem hinbekommt. Oft erlebt. Immer wieder der leichte Grusel und die selbe Frage: Klappt das, geht das gut? Schule, Führerschein, Ausbildung, neuer Job, Hochzeit, Krankheit. Immer was Neues. Und rückblickend gesehen: Hat wohl irgendwie gepasst. Hab aus allem was gelernt. Und es spricht nichts dagegen, durch diese Erfahrungen etwas mehr Gelassenheit zu finden.
Wie Søren Kierkegaard feststellte: „Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden.“
In kleiner privater Runde hatten wir Mitte Januar eine Verkostung mehrerer Rheingauer Weine unternommen. Unter dem Motto „Im Rheingau zuhause“ zauberte meine Liebste ein hervorragendes 4-Gänge-Menue. Als Entrée durften wir uns über eine Terrine von Wisperforellenfilets freuen, gefolgt von einer Rheingauer Schneckensuppe. Als Hauptgang gab es Hirschrücken unter einer Haube einheimischer Wildkräuter mit Nüssen sowie Spätzle, zum Abschluss eine Käseplatte. Für den Hauptgang hatten wir einen 2018 LORCHER BODENTAL-STEINBERG SPÄTBURGUNDER trocken RGG vom Weingut Mohr gewählt.
Die Lage Lorcher Bodental-Steinberg befindet sich gegenüber von Trechtingshausen, kurz nachdem der Rhein seine Richtung von Nord nach Nord-West ändert. Demzufolge haben wir dort Lagen in südwestlicher Ausrichtung, diese weisen bis zu 45% Hangneigung auf. Der Boden besteht zu großen Teilen aus Schiefer, der die Wärme des Tages speichert und nachts wieder abgibt. Dies liefert Trauben für ausdrucksstarke Weine. Womit wir wieder beim 2018 LORCHER BODENTAL-STEINBERG SPÄTBURGUNDER trocken RGG des Weinguts Mohr sind.
Hier unser Verkostungsprotokoll:
Die Farbe: Der Wein hat ein tiefes Rubinrot. Schwenkt man das Glas etwas, so ziehen sich lange Schlieren am Weinglas, sogenannte Kirchenfenster. Dies kann auf einen relativ hohen Alkoholgehalt des Weines hindeuten. In unserem Falle würde es passen, denn der 2018-er Lorcher Bodental-Steinberg Spätburgunder RGG hat 14% Alkohol.
Der Duft: Neben einem intensiven Cassis-Duft fällt eine sehr pfeffrige Duftnote auf, unterstützt im besten Sinne des Wortes vom relativ hohen Alkoholgehalt.
Der Geschmack: Sehr dichter Wein, der aber fast leichtfüßig daher kommt. Cassis, Brombeere und Vanillenoten finden sich im Geschmack wieder und, sehr reizvoll, die pfeffrige Würze, die schon im Duft so vielversprechend auftrat. Die Tannine sind sehr weich und zusammen mit der Säure sehr gut eingebunden. Ein wunderbarer Wein mit einem sehr ausgewogenen Verhältnis von Frucht, Säure und Tanninen.
Dieser Wein war mein Favorit dieses schönen Abends. Als kleinen Spoiler für Februar 2024 kann ich hier schon sagen, dass daneben ein anderer Wein unsere Aufmerksamkeit erregte. Dieser spielt zwar in einer anderen Liga, war aber gerade deshalb für uns eine schöne Überraschung.
Mancher zieht sich zum Jahresende zurück und lässt das Jahr Revue passieren. Was war toll? Was geht besser? Wie soll mein Jahr 2024 werden?
Das kann man so machen. Man kann es auch zu anderen Zeiten so machen. Aber eben auch zum Jahresende.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, aus dem Treiben herauszutreten und sich zu besinnen. Sich zu fragen, ob denn die Richtung stimmt. Oder vorneweg erst mal zu überlegen, was denn die richtige Richtung sein könnte. Und sich dann zu fragen, ob die Richtung stimmt.
Wenn ja, dann vielleicht einfach mit Freude weitergehen. Wenn nein, tja, dann halt die Richtung ändern.
Welche Erkenntnis Sie auch immer gewinnen:
Ich wünsche Ihnen ein gutes und erfolgreiches Jahr 2024!
Nahe zur Sonnenwende, wenn die Nächte besonders lang sind, feiern wir nach christlicher Tradition die Geburt Jesu Christi, des Lichtes der Welt. Klar, die Symbolik ist keine rein christliche. Aber sie passt.
Und dazu passt, hier einen großen deutschen Denker zu zitieren, der ein eher gespaltenes Verhältnis zum Christentum und zu christlicher Symbolik hatte. Aber was er sagt, rührt ans Herz:
„Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden“ Friedrich Nietzsche
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen besinnliche Weihnachten mit stillen Stunden und großartigen Momenten mit Ihren Lieben.
„Das Leben ist ungerecht, aber nicht immer zum eigenen Nachteil“. Dieses Bonmot, frei übersetzt, stammt von John F. Kennedy.
Es gefällt mir sehr, da es Mut macht. Du bekommst nicht immer, was Du verdienst. Es kann auch mehr sein.
Und wenn man sich mit dem Gedanken anfreundet, mehr bekommen zu können, als einem zustände, findet man vielleicht auch Gefallen daran, anderen ihr unverdientes Glück zu gönnen. Glück… es kann jeden treffen.
Ich hatte mich vor Kurzem darüber ausgelassen, dass ich mit einem Sinnspruch fremdele, der in etwa so lautet: „Es ist ein Zeichen von Wahnsinn, immer das Gleiche zu tun, aber andere Ergebnisse zu erwarten.“
Der Sinnspruch war mir schlicht zu pauschal. Ich bin der Meinung, dass, wenn man lange genug etwas Zielgerichtetes unternimmt, sich zwar nicht sofort etwas ändert, aber irgendwann das Ziel auftaucht. Mit einer guten Sache aufzuhören, weil sich bisher noch nichts verbessert hat, ist eher schade.
Mir ist klar, dass der Sinnspruch anders gemeint ist. Aber er ist mir einfach zu pauschal formuliert.
Nun hat mir eine Leserin diesen Sinnspruch in einer anderen Version zukommen lassen. Vielen Dank dafür. Und ich muss sagen, so gefällt er mir wesentlich besser. Es ist viel eindeutiger:
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Nochmals besten Dank fürs Zusenden. Und jetzt kann ich es ja sagen: Dieser Sinnspruch wird Albert Einstein zugerechnet.
Ich mag Sinnsprüche. Wenn sie das Denken anstupsen, wenn sie Denkanstöße geben.
Ich mag Sinnsprüche überhaupt nicht, die das Denken einkesseln, die ihm Ketten anlegen.
Es gibt einen Sinnspruch, der in etwa lautet: „Es ist ein Zeichen von Wahnsinn, immer das Gleiche zu tun, aber andere Ergebnisse zu erwarten“.
Ich fremdele mit diesem Spruch. In welcher Welt soll dieser Sinnspruch Sinn ergeben? Doch höchstens in einer erkennbar deterministischen Welt, in der das Feedback sofort und immer kommt und die Ursache eindeutig ist.
In der realen Welt passt er nicht. In dieser Welt zeigt sich nicht sofort jede Wirkung. Es gibt Verzögerungen. Manches braucht Wiederholung, damit es wirkt. Manchmal steckt in der Quantität die nötige Qualität. Viele Dinge brauchen etwas Zeit.
Ich mag den Spruch nicht. Obwohl er mich zum Nachdenken angeregt hat.
Wenn mir ab und an mal ein Sinnspruch auffällt, werde ich ihn hier künftig gerne teilen und vielleicht ein paar eigene Gedanken anfügen.