Aus Fehlern lernen

Am Wochenende sind wir wieder mal eine meiner Lieblingstouren gelaufen. Und ich habe einen meiner Lieblingsfehler gemacht. Doch der Reihe nach. Eine meiner Lieblingstouren ist der abgekürzte Rhein-Wisper-Glück-Trail: In Lorchhausen 3, 5 km hoch in den Wald und dann zweimal nach links abbiegen und zurück nach Lorchhausen. Insgesamt 9 km. Einfache Sache, bergauf geht es hauptsächlich durch den Wald, anschließend geht es quasi nur noch bergab. Braucht man nichts zu trinken mitzunehmen. Damit sind wir bei meinem Lieblingsfehler.

Natürlich kann man die 9 km irgendwie schaffen. Das ist aber bei 34 Grad im Schatten und prallem Sonnenschein eine wirklich schlechte Idee und kann richtig unangenehm werden. Der Weg durch den Wald war nicht wirklich vor Sonne geschützt, sondern schützte hauptsächlich vor Wind, so dass die wärmende Sonne uns den ganzen Weg über verwöhnte.

Es scheint als hätte ich eine Vorliebe, anstrengende Sachen an den wärmsten Tagen zu machen. Unsere Hochzeitsfeier im August 1994 fand am wärmsten Tag des Jahres statt. Zu trinken gab es da aber glücklicherweise genug. War dann auch eine schöne Sache.

Den 30-sten Hochzeitstag im Wald verbracht

Meine Frau habe ich vor über 30 Jahren auf einer Radtour kennengelernt. Sie machte gerne lange Radtouren. Ich machte gerne lange Radtouren. Wandern und Radfahren sind zwei der vielen gemeinsamen Tätigkeiten, die wir damals wie heute gerne gemeinsam unternehmen.

Anfang August hatten wir uns anlässlich unseres 30-sten Hochzeitstages drei Rheinsteigtouren vorgenommen: Von Braubach nach Niederlahnstein, von Niederlahnstein nach Koblenz, von Koblenz nach Vallendar. Den Gepäcktransport hatten wir jeweils mit dem Auto organisiert nach folgendem Muster: Auto am Startpunkt abstellen, Tour wandern, mit S-Bahn zurück zum Startpunkt, dann mit dem Auto zur Zielherberge. Das klappt ganz gut, wenn Start und Ziel jeweils nahe an einem S-Bahnhof liegen. So ist es aber nicht. Der Rheinsteig geht glücklicherweise nicht direkt an den Bahngleisen entlang, so dass teilweise etwas weitere Zubringerwege zum Rheinsteig anfallen. Aber letztlich klappt es immer irgendwie. Und was uns beiden übrigens auch gut gefällt: Wir planen gerne mal spontan um. So wird es jeweils eine vergnügliche gemeinsame Tour mit kleineren Überraschungen.

Überraschend ist es immer, dass man letztlich zu wenig Trinkbares mitgenommen hat. Es ist aber extrem wichtig, dass man genug Wasser dabei hat, wenn man bei strahlendem Sonnenschein und 29 Grad fast-alpin an den Bergen entlangkraxelt.

Rheinsteig kann auch steil.

Alternativ braucht es Möglichkeiten, sich während der Tour versorgen zu können. Die Wein- und Getränke-Schränke im Rheingau sind da eine gute Idee, z.B. oberhalb von Lorchhausen oder direkt neben der Rotweinlaube oberhalb von Assmannshausen.

Bei den drei Rheinsteig-Etappen, die wir gelaufen sind, gab es so etwas nicht. Am ersten Tag hat uns eine Gaststätte auf einem Camping-Platz gerettet, wo wir inmitten fröhlicher Holländer einen Tisch bekamen. Am zweiten Tag verlief die Tour glücklicherweise hauptsächlich durch den schattigen Wald.

Am dritten Tage hatten wir aus unseren Fehlern gelernt und einerseits genug mitgenommen, andererseits bereits nach drei Kilometern eine Rast in einem sehr schönen Biergarten in der Nähe der Festung Ehrenbreitstein gemacht.

Sehr schön gestalteter Biergarten im an die Festung Ehrenbreitstein angrenzenden Landschaftspark, der anlässlich der Bundesgartenschau 2011 angelegt wurde.

Unseren Hochzeitstag verbrachten wir im Wald (Etappe 2). Abends aber dann im Pegelhaus, gegenüber Diehls Hotel.

30-sten Hochzeitstag
Blick vom Pegelhaus hinüber nach Ehrenbreitstein.

Mein Wein des Monats Juli 2024

Gut Hermannsberg

Mein Wein des Monats Juli 2024 sind diesmal zwei Weine. Kennengelernt habe ich die beiden Weine Anfang Juli 2024 bei einem Abendessen auf Gut Hermannsberg. Beide Weine sind als Gutsweine deklariert, kommen aber sehr unterschiedlich daher, auch im Preis.

Gut Hermannsberg ist an der Nahe gelegen und VDP-Mitglied. Sämtliche sieben Lagen des Weingutes sind Große Lagen. Insofern besteht hier das Potenzial, dass auch die Gutsweine, die ja aus Weinen der eigenen Lagen bestehen, von besonderer Qualität sind.

Wein des Monats Juli 2024
Gut Hermannsberg – rechts der Gastronomie- und Hotelbereich sowie der Weinkeller. Das auffällige Kupferdach des Weinkellers ist in Richtung der Lage Kupfergrube ausgerichtet.

Kommen wir zu den beiden Weinen. Wie gesagt, beide als Gutsweine deklariert, aber von sehr unterschiedlicher Art.

Wein des Monats Juli 2024 – 2022 JUST Riesling

Ein frischer Wein für sommerliche Tage, sehr gefällig. Auf der Homepage von Gut Hermannsberg wird er als „saftig und animierend“ beschrieben. Etwas reißerisch, aber sehr treffend, wie ich finde.

Schon im Duft zeigt sich ein Spiel verschiedener Fruchtnoten, Ananas, grüner Apfel, eine gewisse Mineralik. Keine Noten von sogenannten „reifen Früchten“. Das Spiel knackiger Früchte korrespondiert mit einer frischen Säure.

Die Säure trägt dazu bei, dass er seine Spritzigkeit und Frische auch dann behält, wenn er im Sommer auf der Terrasse mal etwas wärmer wird.

Fazit: Ein unkomplizierter Gutswein und guter Botschafter der Nahe-Rieslinge.

Wein des Monats Juli 2024 – 2023 Steinterrassen Riesling

Jetzt wird es komplizierter. Der 2023 Steinterrassen Riesling ist auch ein Gutswein. Aber ganz anders. Er ist eine Selektion aus drei großen Lagen: 80% der Monopollage Rossel, 10% Steinberg, 10% Rotenberg.

Da eine Lagen-Cuvée in der VDP-Klassifikation nicht vorgesehen ist, ebenso wenig wie eine Orts-Cuvée, wird dieser Wein als Gutswein ausgewiesen. Aber die Verarbeitung entspricht weitgehend der der Großen Gewächse. Ertragsreduzierung auf 40 hl und selektive Handlese.

Anders als beim JUST Riesling werden hier die Trauben alter Reben verwendet, der Wein wird nach dem Pressen einige Stunden auf der Maische stehen gelassen und kann so weitere Aromen aufnehmen. Abgerundet wird das Ganze durch den Ausbau im Halbstück, einem 600 l-Holzfass. Dieser Wein ist eine Selektion aus drei Großen Lagen und wird auch so hergestellt.

Im Duft finden wir Honigmelone, Birne, Pfirsich, aber auch würzige Noten, eingehüllt in einen ganz zarten Schleier von Limetten.

Beim Trinken entfaltet sich die Mineralik des Weines, die Säure ist nicht dominant, sondern gut eingebunden, und unterstützt den dichten Gesamteindruck.

Im Nachklang verbleibt ein ausgewogenes Spiel von Mineralik, Würze und Noten reifer Früchte.

Aber so schön es ist, diesen Wein jetzt zu trinken. Eigentlich sollte man sich den Wein zurücklegen. Der Wein ist eine handverlesene Selektion Großer Lagen. Er wird mit den Jahren immer besser werden.

Ihn jetzt schon zu trinken ist vergleichbar damit, dass Sie ein Sparzertifikat mit 5 Jahren Laufzeit und jährlich steigenden Zinsen kaufen und es direkt nach einem Jahr kündigen. Sie kriegen zwar ihr Geld zurück, aber es wäre viel mehr drin.

Ich jedenfalls möchte mir davon ein Kistchen zurücklegen und über die Jahre verteilt immer wieder mal eine Flasche aufmachen.

Auf der Suche nach dem besten Kaiserschmarrn

Manchmal kommt es anders als geplant. Geplant war, dass wir mit dem Auto in den Rheingau fahren, nach Lorchhausen, und dort unseren Lieblings-Wisper-Trail laufen, das Rhein-Wisper-Glück. Vereitelt wurde dies durch einen Defekt im Türschloß hinten rechts. Da beim Meriva die hinteren Türen nach hinten aufklappen, war das ein echter Grund, nicht mit dem Auto in den Rheingau zu fahren.

Also sollte es wohl eine Radtour werden. Dann aber in die andere Richtung. Erster Zwischenstop in Kostheim am Weinprobierstand. Sehr passabel: Die Alten Reben und der Riesling 1886 aus dem Holzfass vom Weingut Frosch in Kostheim. Übrigens: Das Weingut Frosch wurde in 1886 gegründet und wird heute in 5. Generation geführt.

Meine Frau erzählte mir beim Wein (ich hatte den 1886), dass eine Geschäftspartnerin ihr vom Kaiserschmarrn der Mönchbruchmühle vorgeschwärmt hätte. Zwei Minuten später rückte sie damit raus, dass es etwa 18 km bis zur Mönchbruchmühle seien. Da ich immer noch meiner 30 Jahre alten Erinnerung an den besten Kaiserschmarrn nachtrauere und sehnsüchtig eine ähnliche Erfahrung suche, war es quasi ausgemacht, dass wir da jetzt hinfahren. Die 18 km lange Strecke rechts des Maines ist für Fahrräder gut ausgebaut, für Rennräder leicht grenzwertig.

Die Mönchbruchmühle hat einen schönen Biergarten, der Geräthsbach fließt mitten durch und ist bezaubernd eingewachsen. Es gibt einen zusätzlichen Innenhof, der etwas ruhiger und schattiger ist, in den wir uns mit unserem Weizenradler setzten.

Kaiserschmarrn gibt es nach Aussage der Servicekraft übrigens nur in der Wintersaison.

Bleibt zu sagen: Es war eine schöne Tour bei wunderbarem Wetter.

Und die Sache mit dem Kaiserschmarrn bleibt heiß.

Der Sommelier hat immer recht!

Am Wochenende jährte sich zum 32-igsten Male das erste Zusammentreffen mit meiner heutigen Frau. Damals im Jugendgästehaus Kassel.

Unser Jubiläum feierten wir im Gut Hermannsberg an der Nahe. Es ist ein wirklich wunderschönes Anwesen. Und es ist Mitglied im VDP, dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter.

Zu Gut Hermannsberg gehören 7 klassifizierte Lagen. Und alles sind Große Lagen. Daraus kann man Große Gewächse machen, aber auch einen schnittigen Gutswein.

Zum Abendessen hatten wir ein 4-Gang-Menue mit einer empfohlenen Weinbegleitung. Und natürlich wollten wir vom Standard abweichen. Einer von uns beiden nahm die empfohlene Weinbegleitung, der andere, in dem Falle ich, probierte jeweils etwas anderes zu den einzelnen Gängen. Am nächsten Tag umgekehrt. Das Ergebnis war eindeutig: Die Weinempfehlung war immer die beste Wahl. Es bestätigt sich hier: Wenn man es nicht besser weiß, dann sollte man sich an den Rat von Menschen halten, die es besser wissen.

Abschließend: Von Gut Hermannsberg haben wir zwei sehr unterschiedliche Weine mitgebracht, die ich als meine Weine des Monats Juli 2024 vorstellen werde.