Mein Wein des Monats Januar 2025

Riesling Rules

Dass im Rheingau der Riesling dominiert, ist hinlänglich bekannt. Knapp 80% der Rebfläche sind mit dieser edlen Rebsorte bestockt. Mein Wein des Monats Januar 2025 ist eine besondere Variante eines Rieslings.

Mein Wein des Monats Januar 2025

Mein Wein des Monats Januar 2025 ist der 2023-er Oestricher Doosberg Roter Riesling, trocken, des Weingutes Hanka in Johannisberg. Meine erste Begegnung mit dem Roten Riesling vom Weingut Hanka liegt etwa ein Jahr zurück. Damals besuchte ich zum ersten Mal den Gutsausschank des Weinguts. Und der Rote Riesling gefiel mir sofort. Er ist nicht kapriziös und tendenziell etwas kerniger als ein Weißer Riesling.

Die meisten werden es bereits wissen: Der Rote Riesling ist kein Rotwein und er ist auch nicht mit dem Schwarzriesling verwandt. Der Rote Riesling ist mutmaßlich die Vorgängervariante des heutigen (weißen) Rieslings, vielleicht aber auch ein Bruder des weißen Rieslings mit einem gemeinsamen Eltern-Ursprungsriesling.

Die Schale ist bläulich-rot und etwas dicker als beim weißen Riesling. Wenn man den Traubenmost länger auf der Maische liegen lässt, bekommt man zusätzliche rosa Farbnuancen. Gleichwohl handelt es sich um einen Weißwein.

Übrigens: Der Schwarzriesling segelt unter falscher Flagge. Er ist kein Riesling, sondern eine Burgundersorte. Auf französisch heißt er „Pinot Meunier“ und ist mit dem Spätburgunder verwandt.

Eine Große Lage

Prinzipiell ist der Oestricher Doosberg gemäß Klassifikation des VDP eine Große Lage. Doch nach den Vorgaben des VDP können Große Gewächse nur aus Rebsorten erzeugt werden, die als regional typisch anerkannt sind. Obwohl der Rote Riesling eine historische Spielart des Rieslings ist, fällt er nicht unter diese Kategorie – nur der Weiße Riesling genießt hier diesen Status. Daher werden wir vorerst vom VDP keine Großen Gewächse aus Rotem Riesling aus dieser und anderen Großen Lagen sehen.

Gleichwohl ist mein Wein des Monats Januar 2025 ein Wein aus einer Großen Lage.

Wein des Monats Januar 2025
2023-er Oestricher Doosberg Roter Riesling, trocken, des Weingutes Hanka in Johannisberg.

Das Genussprotokoll

Die Farbe

Der 2023-er Oestricher Doosberg Roter Riesling, trocken, des Weingutes Hanka in Johannisberg ist von heller strohgelber Farbe. Im Glas bildet er schöne Kirchenfenster, was auf einen extraktreichen Wein hindeutet.

Der Duft

Aus dem Glas dringt ein Duftbündel zumeist grüner Früchte, wie Kiwi, Stachelbeere, Apfel und Birne. Aber auch würzige Kräuternoten.

Der Geschmack

Im Geschmack setzt sich fort, was sich im Duft ankündigt. Kiwi, Stachelbeere, Apfel, Birne und hinzu gesellt sich noch ein Hauch von Erdbeere. Der Wein hat eine gute Mineralik und eine frische Säure, was ihn zu einem idealen Essensbegleiter für Speisen mit Räucheraromen oder salzigen Anteilen macht.

Wir haben ihn in einer zweiten Runde zu Königsberger Klopsen genossen. Die Anteile geräucherten Fischs , die salzigen Anchovis in der Kapernsauce, sie verbinden sich mit diesem Wein zu einer wundervollen Symbiose. Die Aromen der Speisen entfalten sich stärker und der Geschmack des Weines verwandelt sich hin zu reifen Äpfeln, reifen Birnen, die zusammen mit der Mineralik in einen langen Abgang münden.

Fazit

Der 2023-er Oestricher Doosberg Roter Riesling, trocken, des Weingutes Hanka ist ein guter Allrounder mit frischem Frucht- und Säurespiel und einer schönen Mineralik.

Kulinarische Lesung in Bad Dürkheim

Veranstaltet in Kooperation mit Michlers Weinerlebnis fand am 16. Januar 2025 eine Kulinarische Lesung in der Waldgaststätte „Die Alte Schmelz“ in Bad Dürkheim statt. Genaugenommen war es die zweite von zwei kulinarischen Lesungen. Die erste Lesung war am Tag zuvor.

Das Buch zur kulinarischen Lesung
Vorgestellt wurde der abschließende Band der Trilogie „Die Zeitungsdynastie“ der Bad Dürkheimer Autorin Katrin Tempel. Die Trilogie umfasst den Zeitraum der Jahre 1924 bis 1949. Katrin Tempel gab zunächst eine kleine Einführung in die ersten beiden Bände der Trilogie und zum historischen Hintergrund. Sie legte dar, dass es sich bei dieser Zeitungsdynastie um ein fiktives Zeitungshaus handelt. Keines der historischen Vorbilder überdauerte den gesamten beschriebenen Zeitraum von 1924 bis 1949.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die drei Geschwister Fritjof, Alexander und Vicky Manthey, die um die Zukunft des Zeitungsimperiums ihrer Familie kämpfen. Der erste Band „Goldene Jahre“ umfasst die Jahre 1924 bis zum Beginn des Dritten Reiches. Der zweite Band „Verlorene Heimat“ umfasst die Zeit des Nationalsozialismus. Die Geschichte des vorgestellten dritten Bandes „Neue Freiheit“ beginnt im zerbombten Berlin des Jahres 1945.

Obwohl es sich um ein fiktives Zeitungshaus handelt, sind die historischen Hintergründe detailgetreu recherchiert. Und so treffen wir im Rahmen der Nürnberger Prozesse auf einen gewissen Willy Brandt, der als Berichterstatter für eine norwegische Zeitung tätig ist und den Vicky Manthey in Nürnberg kennenlernt.

Soviel sei zum Buch gesagt. Auch den anwesenden Gästen der kulinarischen Lesung wurde nicht verraten, wie die Geschichte am Ende ausgeht. Es bleibt also spannend.

Wein und Menü zur kulinarischen Lesung
Thorsten Brand, Koch und Mitbetreiber der Waldgaststätte „Die Alte Schmelz“, zauberte ein 4-Gänge-Menue, passend zu dem zeitlichen Rahmen, in dem der dritte Band der Trilogie spielt.

Die Weine zum Menü präsentierte Dr. Steffen Michler, Inhaber von „Michlers Weinerlebnisse“. Bei der Auswahl der Weine mussten zu Gunsten der Gäste ein paar Zugeständnisse gemacht werden. Einerseits war es direkt nach dem zweiten Weltkrieg noch unüblich, dass tatsächlich Flaschenweine direkt vom Winzer vertrieben wurden. Und zum anderen hat sich die Auswahl der Weine sowie die Qualität der Weine in den letzten 80 Jahren deutlich weiterentwickelt. Wie gesagt, dies war nicht zum Nachteil der Gäste dieser kulinarischen Lesung.

Mein Fazit:
Eine sehr gelungene Veranstaltung. Man sah hier ein Team am Werk, das eine perfekt abgestimmte Präsentation von Literatur, Kulinarik und Weinkultur bot. Ein echtes Vergnügen!

Sinnsprüche

Silvester scheint schon lange vorbei. Aber noch immer sind wir am Anfang des neuen Jahres. Und noch immer wünschen wir „Ein frohes neues Jahr“, wenn wir Menschen in 2025 erstmalig begrüßen. Ein idealer Zeitpunkt also, um über Ziele nachzudenken und einen großen deutschen Denker zu Wort kommen zu lassen, der zu Zielen Einiges zu sagen hatte: Friedrich Nietzsche.

Das Zitat ist aus dem zweiten Nachtrag zu „Menschliches, Allzumenschliches“. Und dieses Zitat klingt zunächst sehr eingängig – Satz für Satz, Halbsatz für Halbsatz. Alles gut nachvollziehbar. Aber für mich gab es dann einen Nachbrenner. Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher, ob ich bei meiner ersten Interpretation bleiben wollte.

Hier nun das Zitat: „Nicht jedes Ende ist das Ziel. Das Ende der Melodie ist nicht deren Ziel; aber trotzdem: hat die Melodie ihr Ende nicht erreicht, so hat sie auch ihr Ziel nicht erreicht. Ein Gleichnis.“

Ich lass das jetzt einfach so stehen. Viel Spaß beim Nachdenken.

Herzlichst,

Ihr Rolf Koch

Sinnsprüche

Neujahrsausflug 2025

Es ist der 01.01.2025, das Wetter ist stabil: Windig, wolkig, ab und zu Sonne. Uns zieht es in den Rheingau. Start und Ziel ist Kloster Eberbach. Der Weg führt über den Steinberg, Hallgarten, Grunder Kapelle, Siedlung am Rebhang und zurück zum Kloster. Etwa 10,5 km, Wanderschuhe dringend empfohlen.

Neujahrsausflug
Diesen Blick finde ich immer wieder beeindruckend.

Ein Gutes Neues Jahr 2025

„Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“ – dieses Zitat von Marc Aurel erinnert uns daran, wie viel Kraft in unserer inneren Haltung liegt. Der Beginn eines neuen Jahres ist der perfekte Zeitpunkt, um bewusst innezuhalten und unsere Gedanken neu auszurichten. Mit dem Beginn des Jahres 2025 liegt ein neues Kapitel voller Möglichkeiten vor uns. Ein Jahr, das darauf wartet, von uns gestaltet, erlebt und mit Freude gefüllt zu werden.

Zum Start in das neue Jahr wünsche ich Ihnen von Herzen Gesundheit, Glück und viel Erfolg. Mögen Ihre Pläne in Erfüllung gehen und das Jahr 2025 Ihnen viele positive Überraschungen bereiten.

Herzlichst,

Ihr Rolf Koch

Gutes Neues Jahr 2025

Mein Wein des Monats Dezember 2024

Fast hätte ich ihn nicht kennengelernt: Meinen Wein des Monats Dezember 2024!

Meine Frau und ich waren im November im Landhaus Diedert, das von den Brüdern Oreste und Laurent Diedert geführt wird. Wir fühlen uns dort regelmäßig recht gut aufgehoben. Es hat einen sehr schönen Außenbereich, ein rustikal-gemütliches Ambiente im Innenbereich, Service und Essen sind durchweg gut. Das Landhaus Diedert macht immer wieder Themenabende. Mitte Oktober bis Ende November war es die Ente. Im Dezember ist es die Gans, im Sommer gibt es das „Sylter Garnelenfestival“.

Im November also der Entenabend. Zur Ente hatten wir uns einen schönen Spätburgunder vom Weingut Jakob Jung bestellt. Den Gutswein „Alexander Johannes“, Jahrgang 2020. Der Wein, der gebracht wurde, war Jahrgang 2022, angeblich war der 2020-er aus. Die junge Bedienung sagte dazu, dass die Weinkarte wohl angepasst werden müsste. Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Es war zwar auch ein Gutswein vom Weingut Jakob Jung, aber nicht der „Alexander Johannes“, sondern der „Tradition“. Als wir den Irrtum bemerkten und reklamierten, bekamen wir unverzüglich den 2020-er Alexander Johannes. Wie gesagt, der Service im Landhaus Diedert ist gut. Fast hätte ich Alexander Johannes also nicht kennengelernt. Und die Weinkarte musste glücklicherweise nicht geändert werden. Der Wein passte hervorragend zur Ente, gefiel uns aber auch unabhängig davon.

Um unseren Eindruck zu überprüfen, nutzten wir einige Tage später die Adventsweinprobe des Weingutes Jakob Jung und waren immer noch sehr angetan. Für weitere Verkostungen zu Hause nahmen wir uns ein Kistchen mit.

Mein Wein des Monats ist also der 2020-er Spätburgunder Gutswein „Alexander Johannes“ des Weingutes Jakob Jung.

Wie uns der Inhaber des Weingutes Jakob Jung, Alexander Jung, erzählte, werden für diesen Gutswein lagenübergreifend die besten Trauben selektiert. Der Wein reift zwei Jahre im kleinen Eichenholzfass. Im Rahmen zweier jährlicher Proben werden jeweils etwa 25 bis 30% aussortiert. Diese Partie wird jeweils für den Gutswein „Tradition“ verwendet. Letztlich wird also nur etwa die Hälfte des Ausgangsweines dieser lagenübergreifend besten Trauben zu einem Gutswein „Alexander Johannes“. Wie wir im Rahmen der Adventsweinprobe ebenfalls erfuhren, handelt es sich bei diesen Trauben um einen kleinbeerigen Klon der Spätburgundertraube, so dass die Schale einen relativ hohen Anteil an der Maische hat im Vergleich zu großbeerigeren Varianten des Spätburgunders. Da in der Schale wesentliche Geschmacksträger enthalten sind, bekommt der Wein einen intensiveren Geschmack. Stengel und Stiel werden vorher sorgfältig entfernt, um keine unnötigen Bitterstoffe mitzunehmen.

Nun zum Genussprotokoll:

Die Farbe:
Dieser Spätburgunder hat eine kräftige (burgunder-) rote Farbe. Beim Schwenken des Glases bilden sich prächtige Kirchenfenster.

Der Duft:
Aus dem Glas dringt ein intensiver Duft von Gewürzen, wie Anis, Vanille, Zimt, etwas Pfeffer. Kräftiges Spiel von Cassis, Backpflaume, Himbeere und dunklen Süßkirschen.

Der Geschmack:
Der Geschmack ist eine Komposition aus roten Früchten, würzigen Noten, Lakritz sowie einer feinen Mineralität. Die Tannine sind sehr gut eingebunden und halten sich im Hintergrund. Der Wein kleidet den Mund angenehm aus und hat einen langen Nachklang.

Fazit: Ein Spätburgunder, der immer wieder begeistert. Ein Wein, der Geschichten erzählt – wie diejenige, wie ich ihn fast nicht kennengelernt hätte.

Wein des Monats Dezember 2024

Frohe Weihnacht

Weihnachten ist die Feier der Geburt Jesu Christi, ein Ereignis voller Wunder und Bedeutung. Es bildet nicht nur eine der Grundlagen des christlichen Glaubens, sondern schenkt uns auch ein tiefes Verständnis für den Wert von Familie. Durch die Geburt Jesu werden Josef, Maria und das neugeborene Kind zu einer Familie, vereint in Liebe, Vertrauen und Hingabe. Weihnachten ist deshalb immer auch ein Fest der Familie – ein Moment, in dem wir daran erinnert werden, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein.

Wir können uns gut vorstellen, dass es für Josef nicht leicht war, die Verantwortung für Maria und das kleine Jesuskind zu übernehmen. Doch er tat es mit einem offenen Herzen und einer tiefen Entschlossenheit. Familie bedeutet genau das: Verantwortung zu tragen, füreinander einzustehen und gemeinsam durch alle Herausforderungen zu gehen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein gesegnetes und besinnliches Weihnachtsfest, voller Liebe, Geborgenheit und Hoffnung.

Frohe Weihnacht

Endlich wieder mal in Salzburg

Ein Geburtstagsgeschenk meiner Frau: Drei Tage Salzburg. Salzburg am ersten Advent. Kühles Wetter, Sonnenschein. Die faszinierende Altstadt, die schmalen Durchgänge von einer Seite eines Gebäudes auf die andere Seite, von Autolärm zu Fußgängerzone. In der Ferne Schnee auf den Gipfeln. Salzburg, wir kommen sicher wieder.

Mein Wein des Monats November 2024

Das 5. Sparkling-Festival Anfang November diesen Jahres in Mainz beeindruckte mich in mehrerlei Hinsicht. Einerseits fand ich es toll, was Gerhild Burkard und ihr Team da auf die Beine gestellt hatten: Gerhild ruft und 80 Winzer aus 12 Ländern antworten und präsentieren ihre feinen Sekte. Und das Ganze in einem schönen kurfürstlichen Rahmen.

Interessant fand ich auf dieser Sektmesse die unterschiedlichen Sichtweisen dazu, wie reif die Trauben sein dürfen, um sie im Anschluss zu Sekt zu verarbeiten. Die einen wollen die Trauben vergleichsweise früh lesen, um daraus nicht zu alkoholbetonte und gleichzeitig sowohl spritzige als auch fruchtige Sekte herzustellen. Anderen ist es wichtig, den Trauben mehr Zeit zur Reife geben. Am Ende wird der Geschmack des Kunden entscheiden, was bei ihm besser ankommt.

Dann war da noch die „Methode Rurale“. Kannte ich bisher nicht, bin ja kein Geisenheimer. Für mich gab´s bei Sekt immer zwei Gärungen. Auf die „Methode Rurale“ stieß ich am Stand des Weingutes Motzenbäcker by Marie Menger-Krug. Da das Verfahren so grundsätzlich anders ist (nur eine Gärung, ggf. kein Degorgieren), war mein Interesse geweckt. Der nächste Wein des Monats sollte ein Sekt, hergestellt nach der „Methode Rurale“, sein.

Am 23. November 2024 besuchten wir das Weingut Motzenbäcker in Deidesheim und hatten das Glück, sogleich an einer Wein- und Sektverkostung teilnehmen zu können. Und es war direkt der erste Sekt dieser Verkostung, der mein Wein des Monats November 2024 werden sollte: Der „Royal Rosé Rurale Brut“.

Wir haben den Sekt natürlich auch noch einmal zu Hause verkostet. Manchmal erlebt man Überraschungen, wie unterschiedlich Wein oder Sekt schmeckt, je nachdem, ob man ihn im Rahmen einer anregenden Veranstaltung oder dann zu Hause genießt. In diesem Fall gab es keine Überraschungen.

Hier nun das Verkostungsprotokoll:

Die Farbe:
Der Sekt hat ein klares Lachsrosa ohne Trübung. Daran kann man erkennen, dass er degorgiert wurde. Das ist zwar bei der Methode Rurale untypisch, ist aber optisch ansprechender.

Der Duft:
Der Duft ist vielschichtig und einladend. Neben leichten Brioche-Tönen finden wir reife Erdbeeren und feine Vanillenoten.

Der Geschmack:
Aromatisch fruchtig, neben Erdbeeren schmeckt man dunkle Kirschen. Hinzu kommen kräutrige Nuancen und eine ganz zarte Ahnung von Tanninen. Die feine Perlage verleiht dem Sekt Cremigkeit, die Fruchtnoten klingen in einem langen Abgang nach.

Fazit: Für mich ein faszinierender Sekt, bin ich doch bei Rosé-Sekten sonst eher zurückhaltend. Aber dieser hat eine ursprüngliche Fülle, die mir gefällt.

Wie können Brüder so verschieden sein?

„Wie können Brüder so verschieden sein?“ Wer einen Bruder hat, kennt diesen Spruch vielleicht. Aus meiner Sicht gibt es darauf eine alles erklärende vernünftige Antwort: „Ist halt so!“ Weitergehende Erklärungen greifen meiner Meinung nach regelmäßig zu kurz.

Aber was, wenn wir nicht über Menschen, sondern über Weine sprechen – genauer gesagt, über Weine derselben Herkunft, derselben Lage und vom gleichen Winzer, die sich nur im Jahrgang unterscheiden? Hier hoffe ich, doch ein paar plausible Antworten zu finden. Schauen wir mal.

Beim Vergleich des Hochheimer Hölle Erstes Gewächs 2016 des Weingutes Dienst mit seinem großen Bruder aus dem Jahre 2010 drängte sich mir genau diese Frage auf: Warum sind die beiden so unterschiedlich? Und wie immer, wenn ich nichts Genaues weiß, frage ich gerne jemanden mit Sachverstand.

Also sprach ich Thorsten Dienst, den Inhaber des Weingutes Dienst, direkt an. Ich wollte verstehen, warum das Hochheimer Hölle Erstes Gewächs 2010 mit intensiven Honignoten und einer satten, öligen Textur daherkommt, während der 2016er mit frischen Zitrusnoten punktet.

Folgendes habe ich aus unserem Gespräch mitgenommen:

Ein Blick hinter die Unterschiede

Thorsten Dienst produziert Erste Gewächse nicht in jedem Jahr. Er muss überzeugt sein, dass der Wein besonderes Potenzial hat – 2010 und 2016 waren solche Jahrgänge. Dennoch unterscheiden sich die beiden Weine natürlich.

  • Säure und Restsüße: Der 2010er hat sowohl einen höheren Säureanteil als auch mehr Restsüße als der 2016er.
  • Verschlussart: Der 2010er wurde mit einem Korkverschluss versehen, der 2016er hingegen mit einem Schraubverschluss.
  • Reifezeit: Der 2010er hatte zum Zeitpunkt des Vergleichs bereits sechs Jahre mehr Zeit, sich auf der Flasche zu entwickeln.

Warum schmecken die Weine so unterschiedlich?

Säure und Restsüße

Säure verleiht einem Wein Struktur und Stabilität, was ihn für eine längere Lagerung geeignet macht. Sie verlangsamt oxidative Prozesse und schützt vor mikrobiellen Veränderungen. Eine höhere Restsüße bietet zusätzlich Potenzial für die Entwicklung intensiver Aromen, wie fruchtige oder honigsatte Noten, und unterstützt ebenfalls die Haltbarkeit.

Höherer Säureanteil und höhere Restsüße geben also dem 2010er sowohl die Lagerfähigkeit als auch das Potenzial für die Entwicklung dieser Honigaromen.

Korkverschluss versus Schraubverschluss

Früher galt: Ein guter Wein braucht Kork. Heute ist es längst üblich, auch hochwertige Weine mit Schraubverschluss abzufüllen. Schraubverschlüsse schließen sogar dichter als Kork. Beim 2010er hingegen ermöglichte der Korkverschluss eine minimale Sauerstoffzufuhr. Diese Mikrooxidation kann den Reifeprozess unterstützen und hat vermutlich zu den satten Honignoten beigetragen.


Und was heißt das nun?

Am Ende bleiben all diese Erklärungen zwar schlüssig, sind aber auch ein Stück weit rückblickend konstruiert. Winzer selbst sind oft überrascht, wie sich ihre Weine im Laufe der Jahre entwickeln.

Vielleicht lässt sich die Antwort auf die Frage, warum diese beiden Brüder so unterschiedlich sind, doch am besten in einem Satz zusammenfassen: „Ist halt so!“